Das Zweikampfverhalten richtig coachen

Grundlagen zum 1-gegen-1

Ein Artikel von Daniel Kohrs

Jede taktische Überlegung des Trainers steht und fällt mit der Fähigkeit des Spielers, Zweikämpfe konstant für sich zu entscheiden. Grund genug, sich schon frühzeitig – und darauf aufbauend auch in den höheren Altersstufen - mit der Schulung des Zweikampfverhaltens zu befassen.

Zweikämpfe können zunächst einmal grob in zwei Kategorien unterteilt werden: frontale Eins-gegen-Eins-Situationen und Situationen mit einem Verteidiger im Rücken. Worauf es hierbei im Detail ankommt und wie ihr eure Spieler in diesen Situationen verbessern könnt, erfahrt ihr jetzt.

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Eins-gegen-Eins frontal

Das frontale Eins-gegen-Eins kommt vor allem auf den Flügelpositionen in großer Regelmäßigkeit vor. Der Außenstürmer bekommt den Ball in den Fuß gespielt und dribbelt auf den Außenverteidiger zu. Um diese Situation im Training nachzustellen, bieten sich unzählige Varianten an. Beispielsweise kann dies wie folgt organisiert werden:

Aufbau:

  • Ein Feld (ca. 20x10 Meter) mit zwei gegenüberstehenden Minitoren wie abgebildet aufbauen.
  • Die Spieler gleichmäßig auf die beiden Seiten verteilen. Die Verteidiger A mit Ball, die Angreifer B ohne Ball auf der gegenüberliegenden Seite.

Ablauf:

  • Der Verteidiger A dribbelt kurz an und spielt auf den Angreifer B, welcher den Ball ins Feld mitnimmt und A im frontalen Eins-gegen-Eins überwinden soll. A darf nach eigenem Ballgewinn auf das gegenüberliegende Tor kontern.
  • Nach jedem Durchgang wechseln die Spieler zur anderen Gruppe und von Position A wird die nächste Aktion eingeleitet.

Coachingpunkte offensiv

  • In höchstmöglichem Tempo leicht diagonal auf den Verteidiger zudribbeln.
  • In unmittelbarer Nähe des Gegners auf eine enge Ballführung achten.
  • Bei kurzer Distanz zum Verteidiger Körpertäuschungen/Finten (z.B. Übersteiger) mit richtigem Timing und anschließender Temposteigerung nutzen.
  • Bei großer Distanz zum Verteidiger: Tempovorsprung nutzen und den Ball vorbeilegen.
  • Beim Durchbruch vorzugsweise den gegnerfernen Fuß nutzen und den Körper zwischen Ball und Gegner bringen.
  • Schnelle Anschlussaktion, um dem Verteidiger keine Chance zum Nachsetzen zu geben.

Coachingpunkte defensiv

  • Dem Angreifer möglichst weit entgegenstarten, um die Distanz zum eigenen Tor groß zu halten.
  • Den Körperschwerpunkt rechtzeitig absenken und auf die Fußballen verlagern, leichtfüßiger Stand.
  • Finten des Gegners ausblenden und ausschließlich auf den Ball achten. Ggf. eigene Abwehrfinten einsetzen.
  • Je nach Dribbeltempo des Angreifers zum richtigen Zeitpunkt eine seitliche Stellung einnehmen und den Angreifer auf eine Seite lenken.
  • Bei einem Zweikampf am Flügel vorzugsweise nach außen lenken.
  • Bei einem Zweikampf im Zentrum die eigene starke Seite anbieten oder die schwache Seite des Gegners. Unter Umständen kann dem Gegner auch ganz bewusst dessen starke Seite angeboten werden, um einen erneuten Richtungswechsel auszuschließen und sich komplett auf das Ablaufen konzentrieren zu können.
  • Rechtzeitig zurückweichen, das Tempo und die Laufrichtung des Angreifers aufnehmen.
  • Beim Durchbruch an den Angreifer heranrücken, Körper zwischen Ball und Gegner bringen und den Ball ablaufen.
  • Oberstes Ziel ist nicht das Wegspitzeln des Balles, sondern der eigene Ballgewinn.


1-gegen-1 mit Verteidiger im Rücken

Da sich im Sturmzentrum selten Gelegenheiten zum Aufdrehen bieten, ist das Eins-gegen-Eins mit einem Verteidiger im Rücken vor allem für die zentralen Angreifer von großer Bedeutung. Aus defensiver Sicht müssen dementsprechend vor allem die Innenverteidiger im Hinblick auf das korrekte Abwehrverhalten in diesen Situationen geschult werden. Hierfür eignet sich z.B. folgende Trainingsform:

Aufbau:

  • Ein Feld (ca. 20x10 Meter) mit zwei gegenüberstehenden Minitoren wie abgebildet aufbauen.
  • Die Spieler gleichmäßig auf die beiden Seiten verteilen, im Feld jeweils einen Angreifer A und einen Verteidiger B postieren. Die restlichen Angreifer A warten mit Bällen außerhalb des Feldes.

Ablauf:

  • Jedes Eins-gegen-Eins beginnt jeweils mit einem Zuspiel von außerhalb auf den aktiven Angreifer A, der sich im Zweikampf gegen den Verteidiger B durchsetzen und auf das Minitor abschließen soll. B darf nach eigenem Ballgewinn auf das gegenüberliegende Tor kontern.
  • Sobald die Situation beendet ist (Tor oder Ausball), verlassen die aktiven A und B das Feld und die jeweils nächsten Spieler beider Gruppen besetzen das Feld.
  • Nach jedem Durchgang wechseln die Spieler zur anderen Gruppe und von Position A wird die nächste Aktion eingeleitet.

Coachingpunkte offensiv

  • Wenn der Verteidiger eine Armlänge Abstand hält: den Ball in leicht seitlicher Stellung festmachen (gegnerferner Fuß), Durchbruch durch Körpertäuschungen einleiten.
  • Wenn der Verteidiger sehr eng herangeschoben ist: leicht in den Verteidiger hineinlegen und sich um ihn herumwickeln.
  • Wenn der Verteidiger großen Abstand hält: aufdrehen und frontales Eins-gegen-eins oder andere Anschlussaktion suchen.

Coachingpunkte defensiv

  • Etwa eine Armlänge zum Angreifer Abstand halten.
  • Problem bei zu engem Abstand: Blick auf den Ball ist versperrt, Angreifer kann sich recht einfach um den Verteidiger herumwickeln.
  • Problem bei zu großem Abstand: Angreifer kann sich aufdrehen und somit eine noch bessere Ausgangsposition erhalten.
  • Blick auf den Ball richten, Körpertäuschungen des Angreifers ausblenden.
  • Sobald sich der Angreifer dreht: Körper zwischen Ball und Gegner schieben und den Ball ablaufen.


Das 1-gegen-1 in eine Spielform integrieren

Nach diesem kurzen Exkurs in die wichtigsten Coachingpunkte und beispielhafte Trainingsformen geht es nun im nächsten Schritt darum, diese Erkenntnisse in eine größere Spielform einzubauen. Der große Vorteil an dieser Organisation ist, dass schon mit geringen Anpassungen (s. „Variationen“) entweder frontale Eins-gegen-Eins-Situationen oder solche mit Verteidiger im Rücken provoziert werden können.

Aufbau:

  • Von der Grundlinie bis zur Mittellinie wie abgebildet ein etwa 30 Meter breites Feld mit insgesamt fünf horizontalen Zonen (einmal Zone 1 und jeweils zweimal Zone 2 und 3) und zwei Großtoren abstecken.
  • Die tornahen Zonen 3 (s. Abbildung) sind ungefähr jeweils 11 Meter tief, die Zonen 2 jeweils etwa fünf Meter tief. Für die Mittelzone 1 bleiben somit etwa 20 Meter in der Tiefe.
  • In Zone 1 jeweils vier Spieler beider Teams postieren. In Zone 2 befindet sich ein Angreifer des jeweiligen Teams. In Zone 3 wartet dementsprechend ein gegnerischer Verteidiger.

Ablauf:

  • In der Mittelzone 1 spielt das ballbesitzende Team drei Pässe und darf dann zu ihrem jeweiligen Angreifer in Zone 2 spielen. Dieser soll das Eins-gegen-Eins gegen den Verteidiger in Zone 3 lösen und zum Abschluss auf das Großtor kommen.
  • Der Verteidiger darf an den Stürmer heranrücken, sobald dieser den Ball zum ersten Mal berührt. Hierbei kann es je nach Spielsituation sowohl zu frontalen Eins-gegen-Eins-Situationen als auch zu Situationen mit Verteidiger im Rücken kommen.
  • Wenn der Verteidiger den Ball gewinnt, spielt er einen Teamkollegen in der Mittelzone an und besetzt unmittelbar danach wieder seine eigene Zone.
  • Nach Ausball oder Torabschluss beginnt das Spiel wieder in der Mittelzone 1.
  • Die Spieler in den Zonen 2 und 3 regelmäßig durchwechseln.

Variationen:

  • In der Mittelzone 1 mit zusätzlichen neutralen Spielern spielen.
  • In der Mittelzone 1 mit Kontaktbegrenzung spielen.
  • Vor einem Pass zum Stürmer müssen fünf Pässe gespielt werden.
  • Der Verteidiger darf den Stürmer schon anlaufen, sobald der Ball zu ihm noch unterwegs ist. Dadurch werden noch häufiger Zweikämpfe mit Verteidiger im Rücken provoziert.
  • Der Passgeber aus der Mittelzone 1 darf nachrücken und den Ball vom Stürmer zurückfordern, der nach seiner Ablage jedoch nicht erneut angespielt werden kann. Hierbei kommt es vermehrt zu frontalen Eins-gegen-Eins-Situationen zwischen dem nachgerückten Passgeber und dem Verteidiger.
Handbuch Kinderfußballtraining
Spielformen Fußball

Anders als sonst, möchte ich euch, liebe Trainerkollegen/innen, nicht die Ideen und Lerninhalte, die sich hinter dieser Kreativspielform verbergen, direkt verraten

Ich möchte aufgrund meiner anschließenden Fragen, eine Art von Hilfestellungen anbieten, um euch maximal für meine Kreativspielformen zu begeistern.

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Wohl jeder Trainer wünscht sich technisch gute, ballsichere Spieler, die auch unter hohem Gegnerdruck die beste Entscheidung treffen. Spielformen mit dem Ziel, den Ballbesitz zu sichern, sollten daher in jeder Trainingseinheit auf dem Plan stehen.

Mit der im Artikel von Daniel Kohrs beschriebenen Trainingsform, zeigen wir eine sehr gut geeignete Möglichkeit auf, deinen Spielern auch in vielleicht eher untypischen Spielfeldformen neue Reize zu bieten. Mit Video, Grafik und PDF.

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In dieser Spielform sollen die Spieler die richtige Entscheidung treffen: Ist es sinnvoll ins 1 gegen 1 zu gehen oder ist eine andere Option die bessere Lösung? Ob ein 1 gegen 1 eine gute Wahl ist, ist abhängig von der Position des Abwehrspielers, ob ein Mitspieler frei anspielbar ist und natürlich, wo auf dem Feld die Spielsituation stattfindet.

Diese Spielform trainiert diese Entscheidungsfindung in drei verschiedenen Zonen, der Abwehrzone, Mittelfeldzone und Angriffszone. Die dargestellte Spielform steht zusätzlich als PDF bereit.

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Komplexe Spielformen beinhalten als Grundsatz Spiel- und Wettkampfnähe. Wir nutzen dazu ein zentrales Spielfeld und hier im Beispiel, weitere vier kleine Rauten am Spielfeldrand.

In unserer Spielform im 4 gegen 4 plus 4 (auch als 3 gegen 3 plus 4 möglich), liegt der Schwerpunkt im Erkennen der Lücken und dem sofort notwendigem Anspielen in die Zwischenräume. So wird das Spiel geöffnet, in die Tiefe gepasst und vertikal gespielt. Die Spielform liegt als Grafik und PDF-Download vor.

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Die hier vorgestellte Rauten-Spielform hat nichts mit Spielsystemen gemein, wie zum Beispiel dem 4-4-2 mit Raute. Hier geht es darum, schnellstmöglich nach dem Ballgewinn eine Raute auf dem Feld zu bilden und aus dieser Formation den Torerfolg zu suchen. Dies kann im Zentrum ablaufen, aber auch auf den Flügelpositionen.

Die Rauten-Spielform „Diamantenspiel“ wird exakt beschrieben und in einer Grafik dargestellt. Zusätzlich findest du im Text ein PDF zum Download.

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