Rituale, feste Abläufe und Strukturen im Kinderfußball

Carsten Schubert liefert im Artikel einige Tipps, die den Job als Kinderfußballtrainer erleichtern. Wie schafft es der Trainer, ein positives Umfeld aufzubauen, warum sind Rituale so wichtig und wie begeistert man die Eltern?

Ein Kindertrainer sollte die Saison gründlich planen, beginnend beim Training, weiter geht es mit dem Spielbetrieb, Turnierteilnahmen und außerfußballerischen Veranstaltungen. Carsten Schubert liefert Hinweise zur Vergabe der Kapitänsbinde, zur richtigen Begrüßung und Verabschiedung, dem sinnvollen Nutzen der Umbauphasen, dem gemeinsamen Aufräumen oder warum ein Maskottchen ein Kinderteam zusammenschweißt.

Vereinsfußball - Ein sicherer Halt für Kinder und Eltern

Hauptaufgabe eines Trainers: Positive Stimmung schaffen – Alle sollen sich wohlfühlen!

Die ersten Gehversuche im Fußball starten die meisten Kinder zwischen vier und sieben Jahren. Viele beginnen also mit dem Fußballspielen im Verein bei den Bambini, der G-Jugend. Für Trainer bedeutet dies, sie müssen sich auf die Bedürfnisse von Kindergartenkindern bzw. Erstklässlern einstellen. Beim Start ist es wichtig, die kleinen Kicker an den „Fußball-Alltag“ zu gewöhnen und sie dafür zu begeistern. Gelingt es nicht eine angenehme Atmosphäre zu schaffen, verliert man vielleicht einen potenziellen Neuzugang. Wie kann ein Trainer das Umfeld für Kinder aber auch für die Eltern sinnvoll gestalten? Denn eins ist klar, ohne die bedingungslose Zustimmung der Eltern, werden die Kinder nicht dauerhaft im Team bleiben!

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Rituale und feste Abläufe geben den Kindern halt

Rituale sind für Kinder von großer Bedeutung, per Definition handelt es sich dabei um feste Abläufe und Wiederholungen. Sie dienen als Orientierungshilfe im Alltag und geben insbesondere Kindern halt. Besonders deutlich ist dies am Tagesablauf in einem Kindergarten zu beobachten. Der gesamte Tag ist strukturiert, jedes Kind hat seinen Platz und es gibt feste Rituale, zum Beispiel zur Begrüßung und zum Mittagessen. Immer wiederkehrende Abläufe geben den Kindern Sicherheit und Geborgenheit, denn es passieren Dinge, die sie kennen und dies beruhigt und macht Mut. Wenn ein Trainer ein möglichst optimales Lernumfeld schaffen möchte, sind Rituale dafür unverzichtbar.

Das Vertrauensverhältnis zwischen Trainer, Kindern und Eltern

Bevor ich hier einige Beispiele aufführen, wie das Fußballumfeld für Kinder durch Rituale sinnvoll gestaltet werden kann, kommen ich aber zunächst zu den Eltern. Ein Trainer muss nicht nur die Kinder für sich und sein Team gewinnen, sondern auch Mama und Papa! Besteht bei den Eltern Zweifel an der Trainerkompetenz oder fehlt es an Vertrauen, kann es schon schwierig werden. Gerade bei jungen Kindern ist der Fußballtrainer nach den Erziehern im Kindergarten oft der Erste, dem der Nachwuchs anvertraut wird. Das sollte jedem Trainer klar sein und von Anfang an muss daher an einer vertrauensvollen Beziehung zu den Kindern und Eltern gearbeitet werden. Rituale und feste Abläufe können auch hier die Beziehung zwischen Trainer und Elternhaus festigen.

Planung und Struktur kann nicht schaden – der große Bick über die ganze Saison

Ein guter Trainer organisiert sein Training perfekt. Er sollte schon vor der Saison wissen, was er vorhat und sich folgende Fragen stellen:
Welche Besonderheiten und Eigenschaften sind für die Altersklasse zu beachten?
Was sollen seine Spieler bis zum Saisonende lernen?
Geht ein Trainer mit diesen Fragestellungen in die Saisonplanung, kann nicht mehr viel schief gehen. Die fachlichen Inhalte werden zusammengestellt und in Phasen eingeteilt. Zusätzlich werden Turniere und Spiele vereinbart und geplant. Nicht vergessen sollte der Trainer in seiner langfristigen Planung gemeinsame Aktivitäten neben dem Fußball. Die Weihnachtsfeier, die Saisonabschlussfeier oder das Vereinsjubiläum sollten terminiert und frühzeitig Eltern und Kindern mitgeteilt werden.

Begrüßung und Verabschiedung – keiner verlässt einfach den Platz

Das wohl selbstverständlichste Ritual ist die Begrüßung! Als Trainer freut man sich, seine Spieler zu sehen und sollte das auch deutlich zeigen. Jedes Kind wird per Handschlag (Abschlagen finden Kinder meistens besser als einen festen Händedruck) und mit Namen begrüßt. Läuft dem Coach auf oder neben dem Platz noch Mama und Papa über den Weg, gehört es sich auch hier die Hand zu geben. Egal wie, die anwesenden Eltern werden immer begrüßt und damit kann schon vor dem Trainingsstart begonnen werden.

Geht es auf dem Platz los, wird dies gesondert durch ein Ritual untermauert. Beispielhaft ist ein Sitzkreis eine tolle Sache, im Kreis können kurz ein paar Dinge angesprochen werden. Ab hier wissen die Kinder, dass es losgeht und die Konzentration gesteigert werden darf. Mit einem Sitzkreis und einer abschließenden persönlichen Verabschiedung (Handschlag). kann man die Trainingseinheit auch wieder sinnvoll beenden. Wenn der Trainer Glück hat, werden die Kinder ihm sagen, was gut war und was nicht.

Umbauphasen mal sinnvoll nutzen

Nicht immer gelingt es eine Trainingseinheit ohne Umbauphasen zu planen. Lässt man die Kinder ohne Aufgabe für einige Minuten unter sich, wird es schnell unruhig. Diese Phase kann ein Trainer aber nutzen und eine Aufgabe schon zu Beginn der Trainingseinheit für diese Zeit bekanntgeben. Das kann eine technische Übung sein, wie zum Beispiel den Ball hochwerfen, dann mit dem Fuß direkt spielen und fangen. Auch die Ausführung einer zuvor trainierten Finte, kann in dieser Phase geübt werden. Nach einiger Zeit gewöhnen sich die Kinder an diese Aufgaben, sie gehören zum Training dazu, sind quasi ein Ritual während der Umbauphasen und diese werden sinnvoll ausgefüllt.

Gemeinsames Aufräumen der Trainingsmaterialien – Wir sind ein Team und der Trainer ist nicht für alles zuständig

Auch das gemeinschaftliche Auf- und Zusammenräumen von Bällen, Leibchen, Hütchen und Co. und das Einräumen in Materialcontainer oder ins Vereinsheim, sollte als wiederkehrendes Ritual eingeführt werden. Es entlastet den Trainer, steigert das Gemeinschaftsgefühl und wird als festes Ritual und Abschluss der Trainingseinheit bei Eltern und Kindern wahrgenommen.

Weitere Hilfsmittel und Strukturen, die Trainern helfen können

Die Kapitänsbinde

Jede Fußballmannschaft hat einen Kapitän und das wissen selbst die Kleinsten. Bei Jugendlichen und Erwachsenen ist er der verlängerte Arm des Trainers auf dem Platz. Er überzeugt durch seine fußballerische Leistung, seinen Einsatzwillen und durch seine Vorbildfunktion. Warum sollte man sich das nicht schon bei Kindern zunutze machen? Die Kinder wissen, es ist eine Auszeichnung Kapitän zu sein. Der Trainer vereinbart mit den Spielern folgende Regelung: der Träger der Binde sollte sich besonders anstrengen und sich auch vorbildlich verhalten. Dadurch kann man durch die Weitergabe der Binde ein Kind motivieren und auch belohnen, es wird stolz sein. Bei einer Turnierveranstaltung kann die Binde nach ein oder zwei Spielen an das nächste Kind weitergeben werden. Im Kinderfußball sollte jedes Kind irgendwann Kapitän sein, auch das Führen einer Liste macht Sinn. Anlässe können, neben besonders gutem Sozialverhalten, auch der Geburtstag oder das Zuschauen von Oma oder Opa sein.

Das Maskottchen

Meine G-Jugend hatte immer einen sehr großen Teddybären dabei. Dem Teddy hatten wir ein Trikot und eine Hose unseres Vereins angezogen. Er wurde vor jedem Spiel in das Tor oder oben auf das Tornetz gelegt. Die Mannschaft hatte immer die Aufgabe auf unser Maskottchen zu achten und es immer mitzunehmen, das war für die Kinder eine tolle Aufgabe. Er diente auch das eine oder andere Mal als Trostspender, wenn mal ein Spiel verloren wurde oder etwas nicht funktioniert hat! Bei der Siegerehrung durfte unser Maskottchen natürlich nie fehlen, auch nicht auf den Erinnerungsfotos und einen Namen hatte es natürlich auch.

Die einheitliche Kleidung

Eine Mannschaft kleidet sich immer einheitlich. Warum eigentlich? Auf dem Spielfeld sind Trikots und Co. Naheliegend, sie dienen zur schnelleren und einfacheren Unterscheidung der gegeneinander spielenden Teams. Aber warum tragen wir auch neben dem Spiel Trainingsanzüge, Shirts und Jacken in den Vereinsfarben?

Es schafft ein Gemeinschaftsgefühl, als Kindertrainer sollte man dies nicht unterschätzen. Es gibt aber noch weitere Gründe für einheitliches Erscheinungsbild, nehmen wir als Beispiel ein Kinderturnier in einer Sporthalle. Dort tummeln sich zahlreiche Kinder, Eltern, Trainer und Zuschauer, für Kinder ist dies aufregend. Es macht in einer solchen Situation durchaus Sinn, dass die Spieler rein optisch ihre Mitspieler und den Trainer schnell erkennen und wiederfinden. Auch die Tatsache, bei einer solchen Menschenmenge einer ganz bestimmten Gruppe zugeordnet werden zu können, ist wichtig. Man muss Bambini nicht mit einer Vollausstattung beglücken, aber ein Trainingsanzug und ein vernünftiger Trikotsatz sind bestimmt Highlights. Der Kreativität von Trainern und Eltern sind hier keine Grenzen gesetzt, neben Anzügen und Trikots können Rucksäcke, Taschen, T-Shirts, Poloshirts, Pullis, Jacken und Mützen mit dem Vereinslogo angeschafft werden. Firmen unterstützen Kinderteams als Sponsoren gerne, oft lieber als ein Herrenteam in den unteren Gefilden des Kreisklassenfußballs. Auch die Eltern könnte man hier ins Boot holen und mit einheitlichen Pullis oder Shirts ausstatten. Aufdrucke wie „Stolze Fußballmama“, steigern nicht nur bei den Kindern das Gemeinschaftsgefühl!

Fazit

Wird bei der Planung der Saison vom großen Ganzen bis zur einzelnen Trainingseinheit an alle wichtigen Punkte gedacht, steht der Trainer fachlich schon mal gut da. Um die Eltern mit ins Boot zu holen, sollten alle wichtigen Informationen vor der Saison durch einen Elternabend oder durch einen Infobrief per WhatsApp an die Mamas und Papas weitergegeben werden. Zu Beginn der Rückrunde folgen dann alle wichtigen Infos bis zum Saisonende. Beginnend mit der ersten Trainingseinheit können Trainer und Kids immer mehr feste Rituale in das Mannschaftsleben integrieren. Die Kinder gewinnen an Sicherheit und Geborgenheit und können sich so besser konzentrieren, der Lernerfolg wird gesteigert. Der Trainer steuert durch feste Strukturen und Rituale die gemeinsame Trainingsarbeit. Er bereitet so den Weg zu viel Spaß im Training und Spiel und ermöglicht große Lernerfolge.

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Viele Tipps zum Training, Spielbetrieb und zur Betreuung

Trainer im Kinderbereich haben eine hohe Verantwortung oft aber keine entsprechende pädagogische Ausbildung im Umgang mit kleinen Kindern. Deshalb werden sie sich freuen, wenn sie mit diesem Buch eine entsprechende Unterstützung bekommen, wie das Training mit Bambinis und den nachfolgenden Altersklassen aussehen sollte und warum.

Nach dem theoretischen Teil, der sich mit den Besonderheiten im Kinderfußball generell und den spezifischen Aspekten in verschiedenen Altersstufen befasst, folgen drei Praxisteile für die Bambinis, die F- und die E-Junioren. Das letzte Kapitel rundet die Sammlung ab und gibt wertvolle Hinweise für die Trainingsplanung und -organisation.

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Von Anfang an begeistern – für Training, Spiel und Vereinsleben

Das Ziel des Kinderfußballtrainers ist, die Freude am Sport zu vermitteln und die Kinder möglichst lange im Verein zu halten. Wie kann dies gelingen? Die Entscheidung fällt oft schon mit dem ersten Eindruck. Passt dieser nicht oder werden im Laufe der Zeit Grundvoraussetzungen nicht beachtet, dann wird der Trainer scheitern.

Dieses Band eignet sich für Neueinsteiger und erfahrene Trainer. Es vermittelt die wichtigen Grundkenntnisse für die Betreuung von Kindermannschaften.

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D- und C-Juniorentraining - Das DFB-Standardwerk, ca. 448 Seiten

Es ist grundsätzlich wichtig bei der Ausbildung von Fußballern ein Konzept zu haben und nicht kopflos zu agieren. Im Jugendalter bekommt das aber noch eine ganz andere Bedeutung, weil die Teens sich körperlich und persönlich in einer ganz schwierigen Entwicklungsphase befinden.

Auf all diese Probleme geht dieses Buch ein und gibt den Fußballtrainern viele wertvolle Tipps und Ratschläge, um Lösungskonzepte zu erarbeiten. In den ausführlichen Praxisteilen werden nach C- und D- Jugend getrennt zahlreiche Übungsformen vorgestellt, die angepasst an das jeweilige Anforderungsprofil eine ausgeklügelte systematische Trainingsplanung und Durchführung ermöglichen.

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Carsten Schubert

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