Nachteile der bisherigen Wettkampfstrukturen
1. Meldehürde
Wenn man regelmäßig an 6+1 Spielen teilnehmen möchte, sollten mindestens 12 Kinder im Kader, also in der Trainingsgruppe, zur Verfügung stehen, ansonsten kann es am Spieltag knapp werden. Viele Teams haben zu wenig Kinder eines Jahrgangs oder einer Altersklasse und können so nicht an Wettkämpfen teilnehmen. Nicht selten werden diese Kinder „hochgezogen“ und spielen in der nächst höheren Altersklasse. Für die meisten Kinder wirkt sich dieser Sprung wenig förderlich auf die fußballerische Entwicklung aus.
2. Nichtnominierung
Was macht der Trainer, wenn man deutlich mehr Kinder zur Verfügung hat? Beispielsweise reicht ein 18er Kader nicht für zwei Teams. Wenn man 10 Kinder zum Spiel einplant, werden 8 Kinder am Spieltag nicht berücksichtigt und diese Kinder spielen dann gar nicht!
3. Ersatzbank
Der Trainer hat also 10 Kinder für das Spiel eingeplant. Bedeutet bei Anpfiff: 7 Kinder spielen auf dem Feld und 3 Kinder schauen von der Ersatzbank aus zu. Nicht selten sind die Ersatzkicker auch die vermeintlich schwächeren Spieler des Teams.
4. Positionsfixierung
Bei Feldern dieser Größe und mit dieser Spieleranzahl, ist eine gewisse Grundordnung einfach erforderlich. Komplett ohne Struktur die Kinder aufs Feld zu schicken, würde wenig Sinn machen, leider werden hier häufig zu präzise Vorgaben gemacht. Kinder werden als Abwehrspieler eingesetzt, überqueren so gut wie nie die Mittellinie und andere warten vor dem gegnerischen Tor als Sturmspitze auf ihre Möglichkeiten. Nicht zu vergessen der Torwart, der im Kinderfußball meist nur rumsteht. Wenn die Trainer auf eine ständige Rotation verzichten, können die Kinder keine umfassenden Erfahrungen aus unterschiedlichen Spielsituationen sammeln.
5. Instruktionen durch Trainer
Der Trainer am Spielfeldrand versucht das Chaos auf dem Feld durch Instruktionen und Kommandos zu ordnen. Denn nicht selten sind Kinder mit der Einschätzung und der Orientierung auf dem Feld überfordert. Dieses Verhalten des Trainers verhindert oft die Entwicklung von Eigenständigkeit und Kreativität der Kinder.
DFB-Kinderfußball - Was ist neu?
Es gibt einige Punkte, die der Entwicklung der Kinder im Wege stehen. Besonders benachteiligt werden hier natürlich die am wenigsten entwickelten Kinder. 20% der Kinder haben 80% der Aktionen auf dem 7er-Feld. Und das sind natürlich die starken Spieler. Der Rest schaut oft nur zu, sammelt negative Erlebnisse und entfernt sich Stück für Stück vom Fußball, bis er ihn ganz aufgibt. Jetzt eine Reform zu starten, um möglichst alle Kinder im Breitenfußball an Bord zu behalten macht also Sinn.
FUNiño oder DFB-Kinderfußball – Von den Spaniern lernen
Viele Trainer aus dem Kinder- und Jugendbereich kennen die Trainingslehre von Horst Wein und sein FUNiño-Wettkampfsystem. Der spanische Fußballverband praktiziert diese Ausbildungsmethode seit Jahrzehnten und das nicht gerade erfolglos!
Beim FUNiño spielen die Kinder 3 gegen 3 auf jeweils 2 Minitore und einen Torhüter gibt es hier nicht. Durch die kleinen Teams, die kleinen Felder und die weit auseinander stehenden Tore, sind alle Kinder immer am Spielgeschehen beteiligt! Ein hinten oder vorne auf eine Aktion warten gibt es bei diesen Spielen nicht. Ein FUNiño -Match ist vielmehr durch ein permanentes Umschalten von Offensive und Defensive gekennzeichnet. Die Spieler sammeln wichtige Erfahrungen in zahlreichen Situationen. Es gibt keine Festlegung auf Positionen und fußballerisch weniger entwickelte Kinder, können hier Erfolgserlebnisse in Matches gegen Kinder auf einer ähnlichen Entwicklungsstufe sammeln. Das bedeutet am Ende Spaß am Fußballspielen für alle Kinder!
Umsetzung - Was ist bisher geschehen?
Als Pilotprojekt mit der Saison 2019/20 gestartet, überließ der DFB den Landesverbänden und diese teilweise den Fußballkreisen die Umsetzung der Reform. Von einer deutschlandweit einheitlichen Reform sind wir noch weit entfernt. Sehr unterschiedlich wurden die, als Empfehlung angebotenen Änderungen, in der Praxis umgesetzt. Die neue Wettkampfform wird meist neben den üblichen Wettkampfarten angeboten. Fehlt es in den Kreisen, also an der Basis, an einer erforderlichen Informationspolitik, bleiben die Vereine beim Altbekannten.
Übersicht DFB-Kinderfußball – Wettbewerbsformen