Zuerst wurden wir zur schriftlichen Prüfung gebeten und mussten Fragen zu den drei großen Themenbereichen „Taktik“ (u.a. zu gruppentaktischen Elementen), „Trainingslehre“ (u.a. zu sämtlichen Trainingsaspekten der Schnelligkeit) und „Mannschaftsführung“ (leistungssteigernde Wirkung von Rivalität) beantworten. Kleine Randnotiz: Wie es der Zufall so will, gab mein Kugelschreiber nach ein paar Minuten den Geist auf, so dass ich den Rest der Prüfung mit dem Stift eines ungeliebten Nachbarvereins zu Ende bringen musste. Wider Erwarten schien mir der Stift aber kein Pech zu bringen und ich verließ den Raum nach der Klausur insgesamt sehr zufrieden.
Der zweite Teil war die mündliche Prüfung. Es entwickelte sich wie angekündigt ein recht anstrengendes Gespräch mit den Verbandssportlehrern. Ich wurde an die Taktiktafel geschickt und sollte darstellen, wie ich gegen das 4-2-3-1 des Prüfers verteidigen würde. Ich entschied mich für ein 5-4-1, merkte jedoch recht schnell selbst, dass es durch die nummerische Unterzahl schwer wird, wirklich Druck im Pressing erzeugen zu können. Da ich nicht alles bis dahin Gesagte wieder verwerfen wollte, versuchte ich, den Taktikteil bestmöglich aus dieser Grundordnung heraus zu retten. Dies gelang mir eher mittelmäßig, die Prüfer nahmen es aber immerhin mit einem Augenzwinkern: „Mit so einer Spielweise würdest du in Italien bestimmt gut ankommen …“
Danach ging es in der mündlichen Prüfung um die Konditionsfaktoren und darum, wie ich jeden einzelnen trainieren würde. Dieser Teil gelang mir deutlich besser. Den Abschluss bildete eine Frage zur Mannschaftsführung: Wie gehe ich mit meinem Stürmer um, der seit fünf Spielen nicht mehr getroffen hat? Ich zeigte einige Lösungsansätze auf und stellte heraus, dass Ursache und endgültige Lösung vor allem im Dialog mit dem Spieler gesucht werden müssen.
Nachdem die mündliche Prüfung geschafft war, ging es auf den Platz, wo jeder Trainer vor den Augen mehrerer Prüfer jeweils eine technische und eine taktische Lehrprobe durchführen musste. Ich hatte Glück, dass ich vergleichsweise dankbare Themen zugelost bekam: Im technischen Teil ging es für mich um die Verbesserung der Ballan- und -mitnahme flacher Zuspiele, im taktischen Teil sollte ich das Abwehrverhalten in Unterzahl trainieren.
Mit der Nervosität verhielt es sich genauso wie während der Ausbildungswochen: Mit dem ersten Ball fiel der Puls von gefühlten 200 auf einen erträglichen Wert und ich konnte die Trainingsformen an den gewünschten Stellen einfrieren, Korrekturen vornehmen und Hilfestellungen bieten, die von den Spielern anschließend gut umgesetzt wurden.
Ich war also mit den Lehrproben insgesamt zufrieden und teilte dies den Prüfern auch im letzten Teil, der mündlichen Reflexion, mit. Direkt im Anschluss bekam ich die Bestätigung, dass ich bestanden habe. Zwar nicht ganz mit den erforderlichen zehn Punkten für die nächsthöhere Lizenz, aber eben doch souverän. Die Empfehlung des Prüfers, in den nächsten Jahren weitere Erfahrungen zu sammeln und dann den Eignungstest für die Elite-Jugend-Lizenz zu absolvieren, werde ich auf jeden Fall befolgen.
Der Weg zur B-Lizenz – Viel Stress, aber sehr lehrreich
Fazit:
Die Kosten und der Zeitaufwand mögen sicherlich einige abhalten, doch wer als Trainer wirklich vorankommen will und sich fachlich und sportlich weiter entwickeln möchte, der wird um die B-Lizenz nicht herumkommen. Es wird sehr viel Wissen vermittelt, das anschließend auf dem Platz und im Austausch mit den Trainerkollegen gefestigt werden kann. Eine Lizenz alleine macht sicherlich aus niemandem automatisch einen besseren Trainer, doch hilft sie, die eigene Arbeit in allen Bereichen kritisch zu reflektieren und letztlich immer weiter zu optimieren.
Insgesamt war es also eine stressige, aber sehr lehrreiche Zeit. Das Geld, die Zeit und die Nerven (Stichwort: Prüfungswoche!) waren definitiv bestens angelegt.