Aufwärmen vor dem Fußballspiel

Fußballtrainer-Praxistipp: Strukturiertes und erfolgreiches Aufwärmen (mit Übungsvideo)

Autor: Björn Burhenne, 26, Trainer U15, U17, U19, Camp-Trainer einer Fußballschule 
Aktuell: Seniorentrainer in Oberbayern, C-Lizenz Breitensport, Prüfung C-Lizenz Leistungssport 11/12, Life Kinetik Premium Coach

Über das Aufwärmen vor einem Spiel wurden schon hunderte Seiten gefüllt, wo Experten oder solche die sich dafür halten den perfekten Weg vorgestellt haben.

Ich möchte heute nicht den perfekten Weg oder das beste Aufwärmen vorstellen, sondern einfach die Methode, wie ich meine Mannschaften vor den Spielen mit Erfolg aufwärme. Ich habe diese Übungen bei meinen Jugendmannschaften angewendet und mache es aktuell auch bei meiner Herrenmannschaft. Wichtig ist mir persönlich dabei ein gleichbleibendes Vorgehen und alle wissen, wenn wir diese Übungen machen gehen wir in die Konzentrationsphase über und automatisieren erste Bewegungsabläufe.

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Schneller Aufbau, wenig Material und geringer Platzbedarf

Ein weiterer wichtiger Punkt für mich war und ist es, dabei möglichst wenig Material und einen simplen Aufbau zu benötigen, der auch auf einer kleinen Rasenfläche möglich ist.

Für das gesamte Aufwärmprogramm benötigen wir 5 farbige Markierungsleibchen, 7 möglichst gleichfarbige kleine Markierungshütchen und einen Sack (bei uns immer 10) Bälle. Das Beste daran ist, dass wir nicht einmal umbauen müssen, wenn die Hütchen stehen und ohne Pausen ein strukturiertes Aufwärmprogramm durchziehen können.

Prinzipiell brauche ich circa 30 Minuten um das gesamte Programm durchzuziehen.

Strukturiertes Aufwärmen der Spieler

Wie gehe ich dabei vor? Wir verlassen geschlossen als Mannschaft die Kabine, wenn der Letzte fertig ist.

Holländisches Aufwärmen

Im Anschluss schnappen sich zwei bis drei Spieler einen Ball, bewegen sich frei hin und her und spielen ein paar einfache Pässe. Ich weiß nicht woher der Name kommt, aber bei uns hat diese Übungsform den Namen "Holländisches Aufwärmen".

Auf dem Platz baue ich die Hüttchen so auf, wie ihr dem Bild entnehmen könnt – bitte vergesst nicht bei jüngeren Spielern eventuell die Abstände anzupassen.

Lauf ABC

Nach zwei bis drei Minuten hole ich die Mannschaft zusammen und wir führen auf der kurzen Seite, auf welcher die drei Hüttchen in einer Reihe stehen (kleines Viereck) unser Lauf ABC – mit den gängigsten Übungen wie Anfersen, Kreuzschritte, Sprunglauf, Hopserlauf, Lauf mit Armkreisen, etc. durch. Insgesamt werden es immer ca. 12-16 Läufe. Nach dem letzten Durchgang laufen die Spieler einmal aus, meist über die Breite des Spielfelds und zurück.

Kraft- /Stabilisationskreis

Um Zeit zu sparen treffen wir uns dann bei den 4 Hüttchen die wir für die nächste Übung benötigen, bilden einen Kreis und widmen uns den Kraft- und Stabilisationsübungen.

Dabei variiere ich immer, versuche aber die wichtigsten Muskelgruppen jedesmal zu bedienen. Hierfür muss man sich als Trainer eine eigene Übungssammlung erstellen – welche ich in jedem Training abrufe – und diese zyklisch anwenden. Das können Übungen für den Oberkörper, die Arme, den Bauch, den Nacken oder die Beine (speziell die Oberschenkelrückseite) sein. Auch im Bereich Core Performance finden sich durchaus brauchbare Übungen. Damit es nicht langweilig wird, solltet ihr da möglichst variabel sein. Nach meinem Programm gebe ich den Spielern noch 1-2 Minuten Zeit für spezielle Übungen, die jeder für seine persönlichen Problemzonen benötigt.

Passen, Laufen, Kommunikation

Jetzt werden die Gruppen getrennt – die Ersatzspieler den Torwart warm und die Startelf Feldspieler verteilen sich auf die Hütchen im großen Viereck (siehe Bild) so, dass bei den oberen beiden Hüttchen jeweils drei Spieler stehen und bei den beiden unteren Hüttchen jeweils zwei Spieler. Bei den Dreiergruppen haben wir jeweils einen Ball (pro Gruppe) und machen jetzt 3 verschiedene Passübungen (Beachte hierzu auch das Video):

  • Gerade passen mit Ansage des Namen des Passempfängers und dann dem eigenen Pass nachlaufen (2-3 Minuten)
  • Diagonal passen mit Ansage des Namen des Passempfängers und dann gerade auf die andere Seite laufen (2-3 Minuten)
  • Gerade passen mit Ansage des Namen des Passempfängers und dann im Reissverschlussverfahren diagonal laufen (Fortgeschritten: mit koordinativem Element nach Wahl) (2-3 Minuten)

Offensive gegen Defensive

Beim Kraft- /Stabilisationskreis habe ich meine 5 Markierungshemden verteilt (bei jedem Spiel wechselt es einmal zieht die Offensive einmal die Defensive die Leibchen an) und wir spielen auf die markierte Fläche 3x 60-90 Sekunden (je nach Zeit und Witterung) 5 gegen 5 auf Ball halten, um nochmal richtig anzuschwitzen.

Dabei ist mir Kommunikation und schnelles Spiel wichtig. Ich gebe zwischendrin immer wieder Korrekturhinweise, taktische Ansagen um sie auf das was ich auch im Spiel einfordere scharf zu machen. Zwischen den einzelnen Wiederholungen holen wir die Bälle zusammen die verschossen wurde, denn um das Tempo hoch zu halten spiele ich direkt einen neuen Ball ein, sobald ein Ball verloren geht. Die Spieler müssen so auch schnell und richtig auf neue Spielsituationen reagieren.

Positionsspezifisches Aufwärmen

Zum Abschluss machen wir dann noch etwas, was von außen völlig unkoordiniert aussieht, aber komplett so gewünscht ist – ich nenne es „Positionsspezifisches Aufwärmen“ und dabei haben alle nochmal 3-4 Minuten Zeit technische Elemente für Ihre Position zu üben.

Das sind zum Beispiel bei Innenverteidigern und 6ern Abwehrkopfbälle, lange Bälle oder bei Aussenverteidigern und Flügelspielern Flanken und diagnoale Spielverlagerungen.

Die Stürmer stehen im 16er und verwerten die Flanken der Flügelspieler. Die Standardschützen schießen jeweils noch ein oder zwei Standards.

Zum Abschluss legt dann noch kurz ein Spieler ein paar Bälle für Torschüsse ab, wobei das übrwiegend von den Offensiven gemacht wird, da ein 4er selten aus 25-30 Metern aufs Tor schießt.

Dann geht es nochmal in die Kabine, die Spieler ziehen die Trikots an und machen sich bereit fürs Spiel. Die Ersatzspieler räumen das Material zusammen und kommen dann ebenfalls in die Kabine. Es folgen noch zwei, drei Sätze zur Motivation bevor wir abklatschen und auf das Spielfeld gehen.

Björn Burhenne

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