Ausbildung im Kinderfußball – ist altersgerecht heute noch zeitgemäß?

Sind Abweichungen vom DFB-Ausbildungskonzept sinnvoll?

Hat sich der Fußball in diesem Bereich weiterentwickelt oder ist altersgerecht in der klassischen Definition heute noch zeitgemäß? Angelehnt an diese Kernfrage haben sich die Trainertalker sehr konstruktiv ausgetauscht.

Sind Abweichungen vom DFB-Ausbildungskonzept sinnvoll?

Es gibt unzählige Initiativen für die Ausbildung und Arbeit mit Kindern. Der DFB gibt klare altersspezifische Vorgaben für die Ausbildung der Kinder in den jeweiligen Altersstufen. Wie jedes Konzept und jede Philosophie ist sie – einmal zu Papier gebracht, im Grunde schon veraltet. Gerade ein so dynamisches Umfeld wie der Fußball entwickelt sich täglich weiter.

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Die Kernfrage lautet also – hat sich der Fußball in diesem Bereich weiterentwickelt oder ist altersgerecht in der klassischen Definition heute noch zeitgemäß? Angelehnt an diese Kernfrage haben sich die Trainertalker sehr konstruktiv ausgetauscht. Nachzulesen ist die Entstehung dieser These hier:

Ist "altersgerecht" noch zeitgemäß?

Die Diskussion entstand aus der Frage, ob es Sinn macht bei den Bambini einen Übersteiger zu trainieren, nachdem ein Video einer sehr starken Trainingsgruppe gepostet wurde, die mehrere Techniken und Finten beherrschen:

Hintergrundinformationen zum Video

Ich bin aktiver Trainertalker, Inhaber mehrerer Trainerlizenzen des DFB und arbeite hauptberuflich für eine große bayerische Fußballschule. Die Kinder sind Jahrgang 2008 (im Video also 6 bzw.7 Jahre alt) und werden seit mehr als zwei Jahren von hauptamtlichen Trainern nach einer Trickphilosophie mit vielen koordinativen Elementen ausgebildet. In dieser Gruppe sind zudem Spieler die erst später eingestiegen sind und diese Art von Übungen erst wenige Wochen/Monate durchführen.

Vergleich mit den Zielen, Inhalten und Leitlinien des aktuellen DFB Ausbildungskonzepts

Vergleicht man dieses Training mit den Zielen, Inhalten und Leitlinien des aktuellen DFB Ausbildungskonzepts (PDF – Link öffnet neues Fenster):

Der weite Weg zum Erfolg – Ausbildungskonzeption des DFB (ca. 4MB)

kommt man schnell zu dem Schluss, dass diese Art der Trainingsgestaltung eher auf eine F-Jugend hindeutet. Siehe hierzu auch die offiziellen Ausbildungsreihen vom DFB:

Kinderfußball – Ausbilden mit Konzept 1 (Bambini, F-Jugend, E-Jugend)
Kinder- und Jugendfußball – Ausbilden mit Konzept 2 (D- und C-Junioren)
DFB Buch - Jugendfußball: Ausbilden mit Konzept 3 (B- und A-Junioren)

Theoretisch wird im Video also nicht altersgerecht trainiert und man könnte zu dem Schluss kommen, die Kinder werden systematisch überfordert.

Trainingsaufbau und das Konzept

Was man auf dem Video nicht sieht, ist das Training der zwei Jahre zuvor. Am Anfang wurden die im DFB-Ausbildungskonzept vorgeschlagenen Fang- und Tummelspiele und andere kleine Bewegungsaufgaben mit Ball durchgeführt. Das Training war jedoch immer so aufgebaut, dass in einem Training/einer Spielstunde zwei oder drei Übungen eingebaut wurden, die sich mit einfachen Fußballtechniken und koordinativen Elemente befassten. Dabei haben sich die Spiele immer mit einer Übung abgewechselt und wurden mit einem Freispiel beendet. Sehr schnell wurde an die Durchführung einer bestimmten Technik – wie im Beispiel des Übersteigers – ein Torschuss als Anschlussaktion angeschlossen. Der Grund ist klar – schon in den unteren Lizenzstufen beim DFB lernt man schnell, dass Übungen im besten Fall mit einem Torschuss beendet werden.

Gerade in der jüngeren Vergangenheit haben sich immer wieder Trainer und Funktionäre des Deutschen Fußball Bundes zum Stellenwert individueller Fähigkeiten zu Wort gemeldet. Zuletzt hat sich der ehemalige Co-Trainer von Bundestrainer Joachim Löw und heutige DFB Sportdirektor Hansi Flick zu diesem Thema zu Wort gemeldet. In seinem Artikel

Flick schlägt Spezial-Trainer vor

schlägt er Spezialtrainer vor, die es in einigen Nachwuchsleistungszentren schon gibt.

Kann, darf oder sollte die Ausbildung im Fußball nicht viel eher an den Bedarf der Mannschaft und deren Spieler angepasst werden?

Es geht, siehe DFB, doch um die Förderung individualer Bewegungsgrundlagen mit dem Ball. Um individuelle Fähigkeiten ausbilden zu können, muss ich doch auch individuell auf Team und Spieler abgestimmt arbeiten.

Für mich ist der Begriff „altersgerecht“ in der klassischen Definition überholt und gehört ins Museum – die Zukunft muss eine bedarfsgerechte Ausbildung zugeschnitten auf die Kinder sein.

Ausbildungskonzepte sind wichtige Richtlinien

Diese Diskussion gibt es immer wieder im Trainertalk. Vor einigen Jahren herrschte dort eine gewisse Einigkeit unter den Trainertalkern: „Altersgerecht“ muss von „Altersklassen“ getrennt werden. Eine Übung, die in der Literatur oder online für eine E-Jugend angeboten wird, ist nicht zwangsläufig für jede E-Jugend geeignet. Hier ist der Trainer gefordert, sein Training auf das Leistungsvermögen seiner Kids zuzuschneiden. Dies ist auch der Grund, weshalb in den Medien meistens auf die Angabe von Altersklassen verzichtet wird. Das ist nicht einfach und insbesondere Neueinsteiger in den Trainerjob sind damit oft überfordert.

Einigkeit herrscht aber darin, dass die Ausbildungskonzepte vom DFB eine wichtige Richtlinie für Trainer darstellen. Gerade unerfahrene Trainer können so schwerwiegende Fehler in der Ausbildung vermeiden.

Es besteht aber noch eine ganz andere Gefahr: Rein erfolgsorientierte Trainer beziehen sich schnell und gerne auf Leistungsanpassung des Trainings, mit erheblichen Abweichungen zum offiziellen Ausbildungskonzept. Es wird mit einer Philosophie argumentiert und so ein Training angeboten, welches weit ab von den offiziellen Ausbildungskonzepten keine Daseinsberechtigung hat.

Coachshop.de - Ausbildungskonzepte nach Altersklassen

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