Mit den Plusgraden kommen auch die Pollen, die Allergikern das Atmen erschweren. Gerade beim Sport an der frischen Luft kann das zum Problem werden.
Sportlich aktiv mit Pollenallergie - ein Risiko?
Allergologen warnen bereits, dass die Pollenbelastung in diesem Jahr stärker und länger dauern wird als in den Jahren zuvor. Denn nach dem langen, kalten Winter werden mehrere Bäume wie Hasel, Erle und Birke, die mit ihren Pollen die Atemwege von Allergikern besonders belasten, voraussichtlich eine Zeit lang gleichzeitig blühen. Darunter leiden auch Sportler wie Läufer oder Radfahrer, die ihrem Hobby am liebsten unter freiem Himmel nachgehen. Wer zu den Allergikern zählt, leidet besonders unter der Pollenbelastung. Doch grundsätzlich ist Sport unter freiem Himmel auch für Allergiker möglich. Dazu haben wir Dipl. Biologin Anja Schwalfenberg vom Deutschen Allergie- und Asthmabund e.V befragt.
Wie sehr beeinträchtigt die Allergie den Sport? Welche Symptome können auftreten?
Anja Schwalfenberg: Pollenallergiker können bei Sport im Freien stark durch allergische Symptome wie Niesen, Augentränen und -jucken oder eine verstopfte Nase beeinträchtigt werden. Bei Pollenallergikern, die bereits ein allergisches Asthma entwickelt haben, kann es durch den vermehrten Pollenkontakt zu Atemnot kommen.
Wer darf und wer darf keinen Sport im Freien treiben?
Anja Schwalfenberg: Das ist individuell sehr verschieden. Es kommt darauf an, auf welche Pollenallergene man reagiert, also in welcher Jahreszeit Sport getrieben wird, und wie stark die Symptome sind. Ein Birkenpollenallergiker muss beispielsweise im April/Mai mit erhöhten Pollenkonzentrationen rechnen und kann in dieser Zeit durch allergische Reaktionen sehr beeinträchtigt sein, während ein Heuschnupfenpatient, der zusätzlich noch auf Gräserpollen reagiert, eine viel längere Leidenszeit durchlebt. Auf jeden Fall sollten die Pollenflugzeiten und die Stärke des Pollenflugs bei der Entscheidung zur sportlichen Betätigung berücksichtigt werden.
Worauf muss man als Allergiker achten?
Anja Schwalfenberg: Grundsätzlich gilt: Ist der Pollenflug besonders stark, sollten längere Aufenthalte sowie Sport im Freien eingeschränkt bzw. vermieden werden. Aber auch geringe Pollenkonzentrationen können für manche Allergiker schon problematisch sein, so dass ein Outdoor-Training nicht möglich ist.
Welche Sportarten sind empfehlenswert und welche Sportarten sollte man vermeiden?
Anja Schwalfenberg: Während der Pollensaison sind Allergikern eher Sportarten zu empfehlen, die in der Sporthalle stattfinden. Die Sportkleidung sollte dann auch erst vor Ort angezogen werden, um möglichst wenig Pollen einzuschleppen. Für Asthmatiker sind besonders Ausdauersportarten geeignet, ungeeignet sind Sportarten mit heftigen Belastungsphasen wie etwa Fußball oder Basketball.
Welche Gefahren bestehen für Allergiker und gibt es mögliche Spätfolgen?
Anja Schwalfenberg: Durch den Allergenkontakt kommt es z.B. zur Schwellung der Nasenschleimhäute, der Sportler bekommt durch die Nase keine Luft mehr, atmet über den Mund, und so gelangen noch mehr Pollen in die Atemwege. Durch andauernden Allergenkontakt und einer nicht ausreichenden Behandlung der allergischen Symptome, kann bei einer Vielzahl der Heuschnupfenpatienten ein allergisches Asthma entstehen.
Kann man sich schützen und wenn ja, wie?
Anja Schwalfenberg: Generell können antiallergische Medikamente zur Linderung der Symptome eingesetzt werden. Der Patient muss individuell entscheiden, ob eine sportliche Betätigung für ihn sinnvoll ist. Bei mäßigem bis starkem Pollenflug sollte auf Outdoor-Sport lieber verzichtet werden. Die Medikamente könnten bei der hohen Allergenbelastung nicht ausreichen. Langfristig kann eine Spezifische Immuntherapie, auch Hyposensibilisierung genannt, die Beschwerden lindern und das Risiko für die Entstehung eines allergischen Asthmas stark verringern. Um sich vor den Allergenen zu schützen, empfiehlt Anja Schwafelberg folgende Maßnahmen:
- Pollenflugvorhersage beachten
- Haare vor dem Zubettgehen waschen
- Kleider nicht im Schlafzimmer ausziehen, evtl. häufiger waschen
- Staubsauger mit Hepa-Filter-System
- Evtl. Pollenschutzgitter vor den Fenstern (z.B. Schlafzimmer) anbringen
- Pollenfilter im Auto regelmäßig wechseln
- Zur Zeit der individuellen Hauptpollensaison in Regionen verreisen, in denen die entsprechenden Pollen nicht vorkommen
- Kleidung während des Pollenflugs nicht im Freien trocknen
- Regelmäßige Anwendung einer Nasendusche (täglich) kann Pollenkontakt vermindern und zur Symptomlinderung beitragen
- Sonnenbrillen können sehr empfindliche Bindehäute vor übermäßigem Lichteinfall schützen, gut geeignet sind Modelle, die um die Augen herum dicht abschließen
- Rauchverzicht, da die Allergene durch die ständige Reizung der Atemwege noch viel besser an den Schleimhäuten angreifen können und auf Dauer chronisch obstruktive Atemwegserkrankungen entstehen können (COPD)
- Kreuzreaktionen auf Lebensmittel, Beispiel Frühblüher: Allergene in Äpfeln, Kern- und Steinobst sind hitzelabil: erhitzt, also gekocht oder gebacken werden Äpfel und Co in der Regel problemlos vertragen.
Ist Sport an der frischen Luft überhaupt ratsam?
Anja Schwalfenberg: Solange eine ausreichende Kontrolle der allergischen Entzündungsreaktionen gegeben ist, steht einer sportlichen Betätigung nichts im Wege. Wer unsicher ist, sollte vor dem Sport seinen Hausarzt befragen.
Müssen Leistungssportler besonders vorsichtig sein?
Anja Schwalfenberg: Bei Sportarten, die im Freien betrieben werden, hat ein Leistungssportler natürlich genau die gleichen Probleme wie ein Hobbysportler. Da Leistungssportler natürlich in der Regel viel öfter trainieren, sind sie während der Pollenflugzeit auch mehr Pollen ausgesetzt. Alternativ sollte das Training dann besser in die Sporthalle verlegt werden. Auch hier sollte eine gute symptomatische Behandlung und gegebenenfalls eine Hyposensibilisierung erfolgen, damit die Entstehung eines allergischen Asthmas vermieden wird.
Wann beendet man ein Training besser?
Anja Schwalfenberg: Sobald allergische Reaktionen oder bei Pollenallergiker mit Asthma Atemnot auftreten, sollte das Training abgebrochen werden, um die Beschwerden nicht noch zu verstärken.
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