Prepared. - Funktionelles Warm-Up im Fußball

Leistung optimieren - Verletzungsrisiko vermeiden

Viele wichtige Informationen auf Fragen zum Warm-Up, die Fußballtrainer sich vielleicht schon häufig gestellt haben und falls nicht, wird es Zeit sich damit unbedingt zu beschäftigen.

Leistung optimieren - Verletzungsrisiko vermeiden

Endlich ist es soweit, "Prepared. - Funktionelles Warm-Up im Fußball" von Simone Schubert ist veröffentlicht. In einem Interview mit der Autorin erhielten wir bereits viele wichtige Informationen auf Fragen, die Fußballtrainer sich vielleicht schon häufig gestellt haben und falls nicht, wird es Zeit sich damit unbedingt zu beschäftigen. Simone Schubert stellen wir ausführlich in der Beschreibung zum E-Book, mit zwei zusätzlichen Übungen als Leseprobe hier vor.

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"Prepared. - Funktionelles Warm-Up im Fußball" liefert für den Trainings- und Wettkampfalltag wichtige Informationen, verschiedene Organisationsformen und insgesamt 44 Übungen.

Bei einem Buch über dieses Thema liegt die Schwierigkeit in der Darstellung der Abläufe. Mit Grafiken kommt man da nicht weit und deshalb freuen wir uns besonders, dass uns zwei bekannte Namen des Fußballs mit insgesamt 62 Fotos zu den Übungen, als "Fotomodells" zur Verfügung standen. Lena Lotzen ist der Shooting-Star im deutschen Frauenfußball und wurde u.a. im Jahr 2013 Europameisterin mit der deutschen Frauennationalmannschaft und Laura Feiersinger ist österreichische Nationalspielerin.

Ihr seht hier im Artikel drei Fotos und darauf befinden sich Buchstaben. Diese Buchstaben werden bei den Übungsbeschreibungen logisch abgearbeitet, um Fehler in der Ausführung zu vermeiden.

Jetzt aber zum Interview, das bereits einige wichtige Informationen liefert.

Interview mit Simone Schubert

Uwe:
Mit Lena Lotzen und Laura Feiersinger zeigen uns zwei Frauen in tollen Fotostrecken die einzelnen Abläufe. Der Leser könnte auf die Idee kommen, die Inhalte eignen sich nicht für männliche Fußballer, ist das so?

Simone:
Nein, auf keinen Fall. Der Sinn des funktionellen Warm-ups ist das zielgerichtete Vorbereiten auf das nachfolgende Training oder Spiel. Abgesehen von physiologischen Aspekten sollen vor allem aktive und passive Strukturen wie Muskelketten mit sämtlichen Sehnen, Bändern und Gelenken bewusst angesteuert werden. Diese Bewegungsabläufe sind bei Männern und Frauen identisch und können somit auch auf die gleiche Art und Weise trainiert werden.

Uwe:
Kannst du uns bitte mit wenigen Sätzen beschreiben, warum das funktionelle Warm-Up so wichtig ist?

Simone:
Da es sich im Fußball um eine der komplexesten Sportarten mit dementsprechend höchsten Ansprüchen an die Kondition und Koordination handelt, ist es wichtig, die Spieler bestmöglichst auf das nachfolgende Training oder Spiel vorzubereiten. Ziel ist es, die maximale Leistungsfähigkeit abrufen zu können und nebenbei das Verletzungsrisiko zu minimieren. Entscheidend hierfür ist die Qualität von Bewegungsmustern wie das maximale Sprinten, explosive Antritte, Beschleunigungs- und Abbremsbewegungen, Richtungswechsel, Sprünge, Tackling, Schießen, Flanken,... Je höher diese Qualität ist, desto effektiver wird das Fußballspiel! Beim funktionellen Warm-up werden daher gezielt Bewegungsabläufe ausgewählt, um diese Qualität zu steigern.

Uwe:
Oft ist zu sehen, wenn man über die Fußballplätze schaut, wie funktionelles Warm-Up eingesetzt wird, ohne über das nötige Grundwissen zu verfügen. Welche Gefahren lauern dabei?

Simone:
Wie bereits erwähnt, ist die Qualität der Bewegungsausführung das Kriterium schlechthin. Erkennt ein Trainer nicht, dass ein Spieler beispielsweise aufgrund fehlender Mobilität im Hüftgelenk permanent zu Kompensationsbewegungen in der Lendenwirbelsäule neigt, kann das nicht nur zu muskulären Problemen sondern letztlich auch zu Arthrose oder Bandscheibenvorfällen führen. Gleiches gilt für muskuläre Dysbalancen. Stimmt bezogen auf die Beinmuskulatur das Verhältnis zwischen Agonist und Antagonist nicht oder gibt es Asymmetrien im Rechts-Links-Vergleich, erhöht sich im Fußball das Verletzungsrisiko beispielsweise für Kreuzbandrupturen enorm. Mit einem geschulten Auge und dem nötigen Wissen können solche potentiellen Risikofaktoren frühzeitig erkannt und durch ein regelmäßiges und zielgerichtetes Training minimiert werden.

Uwe:
Überall, auch in unserem Forum, entbrennt ständig der Streit, ab welchem Alter funktionelles Warm-Up eingesetzt werden sollte. Es gibt viele Stimmen die behaupten, man kann schon in jungen Jahren damit beginnen. Nicht weil es sinnvoll wäre, aber die Spieler gewöhnen sich so frühzeitig daran, dass diese Abläufe vor Training und Spiel dazugehören. Wie siehst du das und gibt es eine Altersempfehlung?

Simone:
Gerade im Kinder- und Jugendalter bietet es sich an, funktionelles Training zu integrieren. Wachstumsschübe gehen stets mit hormonellen Einflüssen und somit Längen- bzw. Gewichtsveränderungen einher. Ein gezieltes Kraft- oder Schnelligkeitstraining ist hier nicht möglich. Integriert man hingegen verstärkt koordinative Elemente oder wird das Core-Training intensiviert, stellt das eine hervorragende Alternative zu den herkömmlichen Trainingsmethoden dar. Je früher mit einem derartigen Training begonnen wird desto besser. Wichtig ist, dass es regelmäßig ins Warm-up eingebaut und natürlich kindgerecht und abwechslungsreich gestaltet wird.

Uwe:
Du schreibst im Vorwort zum Buch "Leistung optimieren - Verletzungsrisiko vermeiden". Soweit so gut, aber gilt das nicht nur für den leistungsorientierten Fußball, oder kann auch der im Breitenfußball tätige Jugend- oder Seniorentrainer das Leistungsvermögen seiner Spieler damit steigern?

Simone:
Natürlich ist dieses Motto auch auf den Freizeit- und Breitenfußball übertragbar! Schließlich will jeder Spieler das Maximale an Leistung aus sich herausholen. Im Vergleich zum Profifußball ist lediglich das Leistungsniveau verschoben. Die Verletzungsmuster sind dabei jedoch identisch.

Unabhängig vom Leistungsstand bietet gerade das funktionelle Training sehr gute Lösungsansätze für diesen Konflikt. Denn es beinhaltet den Abbau muskulärer Dysbalancen, ein gezieltes propriozeptives Training sowie eine koordinative Schulung. Die neuromuskuläre Ansteuerung schafft vielseitige Bewegungsmuster und optimiert deren Abläufe. Das Geheimnis der Verletzungsprophylaxe liegt zudem im sogenannten „Joint-by-joint-Ansatz“. Die jeweiligen Gelenke werden entsprechend ihrer Funktionalität mobilisiert oder stabilisiert. Das Verhindern von Kompensationsbewegungen fördert einerseits die Kraftübertragung innerhalb der Muskelketten und fördert so die Effektivität von Bewegungen. Andererseits bewahrt es den Sportler vor Verletzungen des aktiven und passiven Bewegungsapparates. Dies gilt dabei für den Breitensportler in gleichem Maße wie für den Profifußballer.

Uwe:
Welchen zeitlichen Rahmen sollte das funktionelle Warm-Up vor Training und Spiel erhalten? Oft sieht es etwas nach Alibi aus, dann sind es 3 Minuten, mehr oder weniger richtig, Hauptsache man hat irgendetwas getan.

Simone:
Generell empfiehlt es sich, circa 20 Minuten für ein vernünftiges funktionelles Warm-up einzuplanen. Der zeitliche Aufwand ist dabei allerdings immer abhängig von der darauf folgenden Belastung. Ein funktionelles Warm-up ist idealerweise die zielgerichtete Hinführung auf das folgende Training oder Spiel und beinhaltet ein dynamisches Stretching, koordinative Elemente, multidirektionale Bewegungen sowie Übungen zur Steigerung des Muskeltonus. Das in 3 Minuten abzuhandeln ist unmöglich. Soll das Warm-up auf ein unmittelbar folgendes Spiel vorbereiten, lässt es sich sogar problemlos auf 30 bis 45 Minuten ausweiten. Denn hier ist es ratsam, ballspezifische und technische Elemente zu integrieren und die Spieler für Zweikämpfe, maximale Sprints und Richtungswechsel zu präparieren.

Uwe:
Ist es sinnvoll, dass funktionelle Warm-Up mit dem ganzen Team gleichzeitig durchzuführen, oder sollte jeder Spieler die Übungen individuell ausführen?

Simone:
Beides ist möglich. Prinzipiell sollten auch immer präventive Maßnahmen Bestandteil eines funktionellen Warm-ups sein. Klagt ein Spieler jedoch immer wieder über Beschwerden oder sind Auffälligkeiten in Bewegungsmustern vorhanden, muss die Ursache analysiert und durch entsprechende Maßnahmen abgebaut werden. Je höher der Grad der Vorschädigung wie eine bereits erlittene Kreuzbandruptur, desto unvermeidbarer ist ein präventives und individuell abgestimmtes funktionelles Zusatztraining.

Cover - Funktionelles Warm-Up im Fußball

Uwe:
Es ist zwar lange her, aber ich fand als junger Spieler solche Abläufe immer langweilig, wusste aber um die Wichtigkeit. Das wir alles falsch gemacht haben, darüber will ich gar nichts schreiben, die älteren Trainer kennen das. Kann man die Übung mit Spaß anbieten, gibt es dafür einen Tipp und sollte man mit den Spielern die Funktionen der einzelnen Abläufe möglichst genau erklären?

Simone:
Fußballer lieben das Training, solange ein Ball mit im Spiel ist. Aber der spielintelligenteste und technisch versierteste Spieler ist nicht wertvoll für eine Mannschaft, wenn er permanent mit Verletzungssorgen zu kämpfen hat oder nach 60 Minuten aufgrund konditioneller Einbußen stets ausgewechselt werden muss. Das sollte jedem Spieler bewusst sein. Dennoch versteht jeder Fußballer nicht immer auf Anhieb Sinn und Zweck der einzelnen Übungen. Dies präzise zu erklären kann dabei nur von Vorteil sein. Generell ist es Aufgabe des Trainers, das „Training neben dem Ball“ so abwechslungsreich wie möglich zu gestalten. Das geschieht durch wechselnde Aufgabenstellungen, Organisationsformen, Partner- oder Gruppenübungen,… Der Kreativität sind hier keine Grenzen gesetzt.

Nicht vergessen: Weitere umfangreiche Infos inklusive einer Übung als Leseprobe gibt es hier:
Prepared. - Funktionelles Warm-Up im Fußball

©Soccerdrills.de

Simone Schubert

Lena Lotzen - Ausführung Adduktoren-Stretch

Laura Feiersinger - Ausführung Pillar Skips

Funktionelles Warm-Up - Viel Spaß beim Fotoshooting