Frauenfußball ist anders – Toilettenmangel und Partystimmung

Fan-Bericht von Stefanie und Sven - Eröffnungsspiel WM 2011 in Berlin

...Viele Kinder, wo bleiben die Buh-Rufe für den Gegner? Des Weiteren fehlen uns als stadionerprobte Besucher irgendwie diese nach Bier stinkenden und grölenden Männergruppen. Aber die Alternative ist auch nicht schlecht: Der Großteil der Besucher besteht aus Familien und Frauenfußballmannschaften....

Die ersten Erinnerungen an 2006 werden wach

Berlin – wir schreiben den 26. Juni 20elf, das Frauenfußball-WM Eröffnungsspiel, zwischen Deutschland und Kanada steht an. Wir brechen gegen 14 Uhr auf zum Olympiastadion. Obwohl wir wirklich früh dran waren, um uns noch ein bisschen die Fanmeile anzusehen, waren wir sehr verwundert, wie viele Fans zu dieser Zeit schon unterwegs waren. Die ersten Erinnerungen an 2006 werden wach, aber wir fahren ja nicht zu Jogis Jungs sondern zu Silvis Mädels.

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Frauenqoute ca. 50 Prozent - Schlangen vor den Toiletten

Am Stadion angekommen laufen wir rechts Richtung Fanmeile. Zur Erinnerung: wir haben es jetzt ca. 14.30 Uhr und wir stoßen schon auf einige tausend Fans. Auf der Fanmeile ist alles zu finden, von einer Torwand bis zum Tempo-Slalom-Dribbling-Parcours. Die Stimmung ist hier schon sehr gut und vor allem friedlich. Friedlich ist hier das Stichwort, denn auf dem zweiten Blick bemerkt man einige Besonderheiten. Kommen wir zuerst zum Auffälligstem: Die Frauenqoute liegt bei geschätzten 50 Prozent. Was alleine schon daran zu erkennen ist , das die Schlangen vor den Toiletten exorbitant lang sind, was wohl aber daran liegt, dass die Herren der Schöpfung hier am Stadion sonst immer die Überhand haben. Des Weiteren fehlen uns als stadionerprobte Besucher irgendwie diese nach Bier stinkenden und grölenden Männergruppen. Aber die Alternative ist auch nicht schlecht: Der Großteil der Besucher besteht aus Familien und Frauenfußballmannschaften.

Kein Abtasten und ein Deutschlandkleid

So, dann aber ab ins Stadion, die Uhr zeigt mittlerweile 15.30 Uhr. Die Schlangen sind schon lang, doch dann werden die Tore geöffnet. Karte in den Scanner und ab aufs Stadiongelände. Nun kommt ja eigentlich immer das, was jeder kennt, jeder wird normalerweise abgetastet und alle Taschen werden durchsucht. Doch irgendwie wurde das heute alles nicht so ernstgenommen. Ein kurzer Blick in unseren Rucksack, kein Abtasten und wir durften passieren. Wir schauten uns noch das Stadiongelände an und gönnten uns noch ein Fischbrötchen für den auf dem ganzen Gelände geltenden Essen-Trinken- Einheitspreis von 3,50€. Da wir noch Zeit hatten, gesellten wir uns zu den anderen Fans auf eine Wiese vor dem Eingang zur unserem Block. Man schaut nach rechts und sieht ein zweijähriges Mädchen mit einem Deutschlandkleid (eigentlich ein Trikot). Dann schaut man nach links und sieht eine Fußballmannschaft in ihren Vereinstrikots gut gelaunt auf der Wiese sitzen.

Viele Kinder, wo bleiben die Buh-Rufe für den Gegner?

So, ab in unseren Block, Plätze suchen. Block 38.1 Ostkurve-Mitte. Platz und ein Blatt Papier für die Choreografie zum Einlaufen der Mannschaften gefunden. Die Stimmung im Stadion ist fantastisch, schon beim Warmmachen der Mannschaften wird gejubelt und die ersten Laola-Wellen machen die Runde. Selbst für die kanadischen Spielerinnen gibt es lauten Beifall. Wir sind ehrlich, wir warten auf die Buh-Rufe, aber wir werden eines Besseren belehrt. Frauenfußball ist nun mal doch irgendwie fairer. Kurz bevor das Spiel beginnt, geht unser Blick noch ein letztes Mal über alle Ränge. Kein einziger freier Sitzplatz im ganzen Stadion ist zu sehen. Die Eröffnungsfeier ist klein aber fein und passt aber mit all den Kindern und Luftballons zur Atmosphäre im Stadion. Die Mannschaften betreten das Feld, noch schnell die Nationalhymne gesungen und los geht’s. Zum Spiel wollen wir hier gar nicht viel schreiben, wer es nicht gesehen hat, ist selber schuld.

Mädels, wir glauben an Euch!

Als am Ende die Zuschauerzahl von 73.676 bekannt gegeben wird, bricht lauter Jubel aus. Keiner geht nach dem Abpfiff sofort nach Hause, sondern alle warten auf ihre Heldinnen und wollen sie feiern. Fazit: Mit diesen Eindrücken endet für uns ein schöner Fußballtag und wir waren Teil eines historischen Tages – es war das Spiel mit den meisten Zuschauern bei einem Frauenfußballspiel außerhalb der USA. Super Stimmung, tolle Party: Endlich hat der Frauenfußball das bekommen, was er verdient – die Anerkennung von zehntausenden begeisterten Fans. Mädels, wir glauben an Euch!

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