Die talentierten Kicker wechseln oft zu vermeintlich besseren Clubs und die Jugendlichen, die sich bisher mit der Reservistenrolle abfinden mussten, kehren dem Fußball komplett den Rücken. Eine Chance hat man nur dann, wenn man ein Team formen konnte, das eine gewisse Leistungsstärke hat, denn die Chance auf Erfolge, kann ein Team zusammenhalten.
Die Wissenschaft (u.a. Smith 1986) deutet das so: Aufwand und Nutzen einer Tätigkeit werden gegeneinander abgewogen. Im Jugendfußball würde das bedeuten, die Spieler vergleichen den Aufwand (Kosten, Zeit) mit der Attraktivität des Fußballspielens.
Lassen wir die Kosten einmal weg, die in den Vereinen noch relativ gering sind, dann bleibt die Attraktivität des Jugendfußballs.
Kommen die Kinder in den jungen Jahren zum Fußball, geschieht dies oft aus dem Antrieb der Eltern und dem Freundeskreis. Ab der C-Jugend, spätestens B-Jugend, nabeln sich die Jugendlichen dann von ihren Eltern ab und wollen eigene Wege gehen. Eine Vielzahl von interessanten Freizeitangeboten locken die Kinder, vom Fun-Sport bis zum Chillen in einer Clique. Ein "Vereinsmeier" zu sein ist nicht wirklich cool und feste Trainingszeiten, der Spielbetrieb und die sozialen Verpflichtungen im Verein, wirken zunehmend störend in der knapp bemessenen Freizeit.
Die Vereine müssen dem Jugendfußball ein neues Gesicht geben
Die zu frühe Leistungsorientierung, es lockt eine andere Sportart, der schlechte Trainer, später das andere Geschlecht und neue Freizeitinteressen sind die häufigsten Gründe der Jugendlichen, sich vom Jugendfußball zu verabschieden. Noch später sind es die Ausbildung, oder ein Wohnortwechsel.
Es ist nicht so, dass die Gründe nicht bekannt sind, aber sich damit abzufinden, reicht nicht. Wie können wir dem Drop-Out entgegenwirken?
Ein Schlüssel wäre, den Jugendfußball altersgerecht zu gestalten und nicht über sämtliche Altersklassen ein Angebot durchzuziehen, denn so ist nicht nur Langeweile bei den Jugendlichen vorprogrammiert, die Ausbildung ist so nicht mehr zeitgemäß und kann bei der Attraktivität andere Freizeitangebote nicht mithalten.
Dringend müssen in den Vereinen altersgerechte Ausbildungsziele, Wettkampfformen, Methodik, Betreuung und Pädagogik Einzug halten. Nicht die Jugendlichen müssen sich den Bedürfnissen der Vereine anpassen, sondern umgekehrt. Wir verkaufen die "Ware" Fußball und sollten uns deshalb auf unsere "Kunden" einstellen, damit Aufwand und Nutzen für die Jugendfußballer wieder passt.
Ist der Jugendfußball im Verein überhaupt noch zeitgemäß?
Wir stellen diese Frage nicht gerne, denn ein Fußballspielbetrieb im Jugendfußball ohne Vereine können wir uns nicht vorstellen.
Wäre es nicht zeitgemäß, den Jugendfußball in die Schulen zu integrieren? Dort halten sich die Kinder täglich auf und könnten nach der Schule gleich zum Training wechseln, ähnlich wie beim High-School- Sportsystem in den USA. Die Trainer könnten dann dort Fußball lehren, ob es dann noch über eine ehrenamtliche Tätigkeit möglich wäre, ist fraglich. Statt Vereinsmannschaften, würden dann Schulmannschaften den Spielbetrieb durchführen.
Nicht unser Ding, aber nachdenken sollte man darüber trotzdem, damit wir den Wandel der Zeit nicht verpassen.