Struktur statt Zettelwirtschaft – das Versprechen der Apps
Viele Trainer, vor allem im Jugend- und Amateurbereich, jonglieren mit mehreren Aufgaben gleichzeitig: Sie organisieren das Training, kommunizieren mit Eltern, planen Spieltage und versuchen nebenbei auch, sportlich weiterzuentwickeln. Kein Wunder also, dass Angebote wie easy2coach oder Coachbetter immer beliebter werden.
Beide Apps versprechen: weniger Aufwand, besser Übersicht. In easy2coach lassen sich ganze Trainingszyklen planen, Spielerprofile verwalten, An- und Abwesenheiten dokumentieren und sogar Taktiken visualisieren. Auch die Kommunikation läuft zentral über die App – kein WhatsApp-Chaos mehr, kein Excel-Wirrwarr.
Coachbetter verfolgt einen ähnlichen Ansatz, legt aber den Fokus stärker auf Videoanalysen und moderne Trainingsmethodik. Hier können Trainer Übungen aus einer Bibliothek übernehmen, individualisieren und mit dem Team teilen. Analysen nach Spielen werden direkt mit Daten unterfüttert, was im Leistungsbereich zunehmend wichtig ist.
Der Alltag auf dem Platz: digital effizient oder realitätsfern?
Was die Apps versprechen, klingt schon mal gut - aber ist es denn wirklich alltagstauglich? Auf dem Platz beim Training kann es schnell nervig werden, wenn Bluetooth-Verbindungen nicht funktionieren oder Akkus nicht geladen sind. Außerdem müssen auch alle die gleiche App und eventuell das gleiche Wearable haben - ein finanzielles Investment, was man nicht von allen erwarten kann. Sport soll in erster Linie inklusiv und gesund sein. Und das ist manchmal nicht gut mit solchen Apps und Wearables vereinbar.
Doch selbst wenn das kein Problem wäre, kommt ein zentraler weiterer Punkt. All die Analysedaten, die die Apps sammeln, bringen nichts ohne, nunja, Analyse. Und während bei großen Clubs und Profisportlern Fußball der Lebensmittelpunkt ist, ist es bei der D-Jugend auf dem Land nicht ganz so einfach, die Zeit für die Analyse der Gesundheitsdaten und das Erstellen von individuellen Trainingsplänen aufzubringen. Es ist eine schöne Idee, aber in manchen Fällen schlicht und ergreifend nicht realitätsnah.
Digitale Kompetenzen – eine neue Voraussetzung im Trainerjob?
Trotzdem: An digitalen Tools führt kaum noch ein Weg vorbei. Schon heute setzen viele Vereine – bewusst oder unbewusst – auf digitale Helfer. Das beginnt bei Online-Spielberichten und hört bei Trainingsvideos für die U17 nicht auf. Wer als Trainer dauerhaft mithalten will, sollte sich also zumindest grundlegend mit den Möglichkeiten vertraut machen.
Vor allem in der C- und B-Jugend sind digitale Kompetenzen inzwischen mehr als ein Bonus. Junge Spieler wachsen mit Smartphones und Apps auf – eine digitale Ansprache kann helfen, Inhalte besser zu vermitteln und das Training interaktiver zu gestalten. Viele Trainer berichten, dass Feedback per App oder Videos nach dem Spiel bei den Jugendlichen deutlich besser ankommt als klassische Einzelgespräche.
