Zum Umgang mit Leistungsträgern im Team

Talentierte Spieler kennen meistens ihre Ausnahmestellung, dies führt oft zur Arroganz

In jedem Team gibt es ein oder zwei Spieler, die sich in der sportlichen Leistung von den anderen Mannschaftskameraden abheben. Dies zieht sich durch sämtliche Altersklassen und hat nicht nur Vorteile.

Talentierte Spieler kennen meistens ihre Ausnahmestellung, dies führt oft zur Arroganz

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In jedem Team gibt es ein oder zwei Spieler, die sich in der sportlichen Leistung von den anderen Mannschaftskameraden abheben. Dies zieht sich durch sämtliche Altersklassen und hat nicht nur Vorteile.

Die Leistung dieser Spieler wird oft so hingenommen und jeder Trainer freut sich darüber, solche Spieler im Team zu haben, denn sie sorgen durch ihr Können für zusätzliche Siege.

Die meisten Trainer "haken" dieses Thema damit ab und gehen zur Tagesordnung über. Ein schlimmer Fehler, denn ein Fußballtrainer ist dafür verantwortlich, dass ein Talent in seiner Entwicklung, dazu zählen auch die Charaktereigenschaften, entsprechend gefördert wird.

Was ist schon ein "Talent"?

Die Schwierigkeit liegt darin, ein Talent auch zu erkennen. In den ganz jungen Jahrgängen sind die herausragenden Spieler oft die, die ihren Teamkollegen körperlich überlegen sind. In späteren Jahren wird sich das umkehren und oft ist der Spieler, der wegen seiner körperlichen Frühentwicklung der "Star" im Bambini-, F- oder E-Jugend-Team war, nur noch Mittelmaß. Ein fataler Fehler, wenn man diesen Spieler gefördert hat und dadurch talentierte Spätentwickler verliert.

Nehmen wir als Beispiel, den vielleicht besten Fußballclub der Welt, FC Barcelona. Beim Scouting spielen nur die technischen und kreativen Fähigkeiten der Spieler eine Rolle, die körperliche Entwicklung ist seit vielen Jahren kein Kriterium mehr, denn dieser Vorsprung ist irgendwann weg. In Deutschland ist dies noch komplett anders, sogar in den Auswahlmannschaften. Dort stehen die Trainer natürlich unter Erfolgsdruck und deshalb werden dann die Spieler genommen, mit denen man kurzfristig Erfolge feiern kann.

Talente fördern

Meint der Fußballtrainer ein Talent in seinem Team zu haben, hört seine Arbeit damit nicht auf, sie beginnt erst. Talente müssen gesondert gefördert werden. Idealerweise beauftragt der Verein ein oder zwei Trainer, sich um diese Talente zu kümmern. Der Trainer kann dies auch umsetzen, aber oft ist im Ehrenamt die Zeit das Problem.

Ist eine gesonderte Förderung nicht möglich, sollte ein Wechsel der betreffenden Spieler in einen Verein in Betracht gezogen werden, der über entsprechende Vorrausetzungen verfügt. Eventuell gibt es im eigenen Verein eine Mannschaft, in der das Talent gefordert und gefördert wird. Wer verliert schon gerne seinen besten Spieler, aber es geht hier nicht um den Egoismus des Fußballtrainers, sondern um die einzelne Spielerpersönlichkeit.

Ein Trainer macht sich was vor, wenn er meint wirkliche Talente in einem nicht leistungsorientierten Verein dauerhaft halten zu können. Entweder diese Spieler wechseln irgendwann sowieso, oder sie hören wegen Unterforderung auf.

Höhenflug, Überheblichkeit und Nichtachtung der Mitspieler

Talentierte Spieler kennen meistens ihre Ausnahmestellung, dies führt oft zur Arroganz.

Hier gilt es, dass der Trainer das Leistungsvermögen nicht überinterpretiert, sondern sich in seinem Verhalten zurücknimmt. Vom Spielfeldrand werden diese Spieler oft gelobt und die Mitspieler ständig kritisiert, oder es wird mitgeteilt sie sollen sich an Spieler X ein Beispiel nehmen. Im Training führt der talentierte Spieler ständig die Übungen vor und schlimmstenfalls darf er Verhaltensregeln brechen, die bei Teamkollegen sofort moniert werden. Hinzu kommt, dass ein Talent immer eingesetzt wird, egal ob es beim Training war oder nicht. Ist das "Talent" in Ballbesitz drehen sich die Mitspieler bereits ab, denn sie haben kein Abspiel zu erwarten. In jungen Jahren ist dieses "Nichtabspielen" sogar konsequent und richtig. Das "Team" aber löst sich langsam auf, Neid kommt auf.

Ein weiterer schleichender Prozess beginnt: der Charakter eines jungen Spielers entwickelt sich noch und mit solchen Handlungsweisen beginnt dann manchmal ein Höhenflug. Überheblichkeit, Nichtachtung der Mitspieler und das Bewusstsein eine Sonderstellung einzunehmen sind Ergebnisse, die auch der Trainer zu verantworten hat.

Ein Talent ist ein Teil des Teams und sollte auch so behandelt werden!

Der Trainer muss sich immer wieder mit diesen Spielern gesondert unterhalten und ihnen unmissverständlich klar machen, dass sie zum Team gehören und das Team ist eine Einheit. Entsprechende Erklärungen reichen dabei nicht aus, der Trainer hat sich auch daran in seinem Verhalten zu orientieren.

Sollten sich negative Verhaltensmuster wiederholen, muss der Trainer handeln. bereits eine Auswechslung oder eine nicht Berücksichtigung bei mangelndem Trainingsfleiß, kann ein wichtiges Zeichen an die gesamte Mannschaft und den betreffenden Spieler sein.

Die Verantwortung tragen die Erwachsenen

Wenn du die letzten Absätze gelesen hast, könnte der Eindruck entstehen, der talentierte Spieler ist der "Buhmann". Dieser ist nicht verantwortlich für seine charakterliche Entwicklung, sie wird durch die Verhaltensweisen der Erwachsenen gesteuert. Insbesondere der Trainer, aber auch Eltern und andere Fans sollten darüber einmal nachdenken.

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