Parallelen zu 2006: Gewinnt die Nationalmannschaft die Herzen der Fans zurück?

Die deutsche Nationalmannschaft hat unter Julian Nagelsmann einen verheißungsvollen Start ins EM-Jahr hingelegt und mit Testspiel-Siegen gegen Frankreich und die Niederlande neue Hoffnung geweckt.

Doch trotz der aufkeimenden Aufbruchstimmung gibt es noch viele Baustellen im DFB-Team.

Parallelen zu 2006 werden deutlich: Auch damals herrschte vor der Weltmeisterschaft im eigenen Land zunächst Pessimismus, bevor das Sommermärchen begann.

Kann die Nationalmannschaft erneut die Herzen der Fans zurückerobern? Nach den ernüchternden Niederlagen gegen die Türkei und Österreich am Ende des letzten Jahres war die Kritik und Enttäuschung riesig. Blickt man aktuell auf das DFB-Team, scheint sich die Stimmung kurz vor dem Beginn der Heim-EM endlich zu wandeln. Sind also ausschließlich sportliche Erfolge von Bedeutung, um die Beliebtheitswerte der deutschen Nationalmannschaft unter den Fans wieder zu steigern?

Kommerzialisierung des Fußballs ist manchen Fans ein Dorn im Auge

Die Kommerzialisierung des Profifußballs hat sich in den letzten Jahrzehnten deutlich verstärkt und trägt ebenfalls zur Entfremdung von Fußball und Fans bei. So ist die Vergabe von Fernsehübertragungsrechten einer der Haupttreiber der Kommerzialisierung. Große Summen werden für die Rechte an nationalen und internationalen Wettbewerben gezahlt. Beispielsweise erzielte die englische Premier League in ihrem jüngsten Vertrag mehrere Milliarden Pfund für die Übertragung ihrer Spiele. Diese Einnahmen ermöglichen es den Vereinen, erhebliche Investitionen in Spieler und Infrastruktur zu tätigen.

Der Eintritt von wohlhabenden Investoren und Unternehmen in den Fußball hat ebenfalls zur Kommerzialisierung beigetragen. Clubs wie Manchester City und Paris Saint-Germain haben durch Investitionen ihrer Eigentümer, darunter staatliche Investmentfonds, enorme finanzielle Mittel erhalten, die sie in Spielertransfers und Infrastruktur investieren konnten.

Dies alles gipfelte in enorm hohen Gehältern der Spieler und Transfersummen. Transfers wie der von Neymar zu Paris Saint-Germain für 222 Millionen Euro oder die hohen Gehälter von Spielern wie Lionel Messi und Cristiano Ronaldo spiegeln diese Entwicklung wider.

Es wird oft kritisiert, dass der Fußball zunehmend zu einem Geschäft geworden ist, bei dem das finanzielle Interesse über dem sportlichen Wettbewerb steht. Kleinere Vereine haben oft Schwierigkeiten, mit den finanziellen Möglichkeiten der großen Clubs mitzuhalten, was zu einer wachsenden Kluft innerhalb der Ligen führt.

Auch die Eintrittspreise für das Stadion und die Preise für Trikots steigen parallel dazu und die Fans wenden sich auch deshalb vom Fußball ab. Gerade in der heutigen Zeit sitzt das Geld bei den Zuschauern nicht mehr so locker, sodass Sparsamkeit zur Tugend wird. So mancher Fußball-Fan wird daher in den letzten Jahren eher auf der Seite www.mein-deal.com vorbeigeschaut haben, um Deals abzustauben, statt die Fanshops der Clubs und der Nationalmannschaft leer zu shoppen.

Gelingt Deutschland die Rückkehr in die Erfolgsspur?

Die bevorstehende Heim-EM weckt Erinnerungen an das legendäre Sommermärchen von 2006. Wie damals steht die deutsche Nationalmannschaft unter Druck, die Herzen der Fans zurückzugewinnen, nachdem das Vertrauen durch enttäuschende Ergebnisse erschüttert wurde. Nach dem Triumph bei der WM 2014 in Brasilien gelang der DFB-Elf kein Erfolg mehr bei einem großen Turnier. Vielmehr enttäuschte die Mannschaft oft auf ganzer Linie und schied früh aus.

Doch viele Nationalmannschaften haben nach einem großen Triumph eine Krise durchlebt. Manche reden sogar schon von einem WM-Fluch. Für das DFB-Team, das seit zehn Jahren keinen großen Titel mehr gewonnen hat, geht es nun darum, in die Erfolgsspur zurückzukehren.

Der große Wunsch nach einer Wiederholung von 2006

Gleichzeitig bietet die EM 2024 die Chance, in einer nicht nur sportlich, sondern auch gesellschaftlich schwierigen Phase das Land zu einen und die Erfolge von 2006 zu wiederholen. Auch vor der WM 2006 war die Stimmung im Land am Boden und nur wenige Fans hatten Hoffnungen auf ein erfolgreiches Turnier. Dementsprechend wird DFB-Trainer Nagelsmann versuchen, einen solchen Stimmungswandel auch in diesem Jahr zu entfachen.

Helfen wird im Vergleich zu den großen Turnieren in den vergangenen Jahren auch die Rückkehr der Public Viewings, die bei den letzten WM- und EM-Turnieren aufgrund der Pandemie ausfielen. Diese Großveranstaltungen bringen die Fans zusammen und schaffen eine gemeinschaftliche Atmosphäre, die die Unterstützung für die Nationalmannschaft wieder stärken könnte.

Bruch zwischen Fans und DFB

Ob dieser Stimmungswandel jetzt tatsächlich stattfindet, ist noch unklar. Denn die mangelnde Unterstützung der Fans – vor allem bei der WM 2022 in Katar – hat auch bei einigen Nationalspielern Spuren hinterlassen. So kritisierte Kai Havertz das fehlende Vertrauen und den ausbleibenden Support, besonders in schwierigen Phasen. Für das DFB-Team sei die Unterstützung der Fans entscheidend. Doch die WM in Katar kann als besondere WM betrachtet werden, da es rund um das häufig kritisierte Land und den Zeitpunkt im Winter viele verschiedene Meinungen gab und es ein Turnier in dieser Art wohl auch nie wieder geben wird.

Man brauche den sogenannten 12. Mann, um erfolgreich zu sein. Dementsprechend betonte Rudi Völler, Geschäftsführer der Nationalmannschaft, direkt bei seiner Vorstellung zu Beginn des vergangenen Jahres, dass es eine seiner Hauptaufgaben sei, die Fans zurückzugewinnen. Sein Fokus lag von Beginn an darauf, durch gute Leistungen das Vertrauen der Öffentlichkeit zurückzugewinnen und eine Welle der Euphorie zu entfachen, wie es bei der WM 2006 der Fall war.

Wird das Ende von „Die Mannschaft“ der Beginn einer neuen Erfolgsgeschichte?

Auch im Bereich des Marketings versucht der DFB neue Wege zu gehen, um wieder in die Erfolgsspur zurückzukehren. So wurde beschlossen, die Nationalmannschaft der Männer nicht mehr aktiv unter dem Markennamen "Die Mannschaft" zu bewerben. Diese Entscheidung folgte auf eine umfangreiche Analyse und intensive Diskussionen, sowohl in Fankreisen als auch innerhalb des Verbands.

So habe es eine zunehmende Polarisierung des Namens gegeben. Viele DFB-Fans seien mit dem Namen nicht einverstanden gewesen. Letztendlich will der DFB mit dieser Entscheidung den Fokus wieder auf das Team selbst lenken, und nicht auf dessen Namen. Unabhängig vom Markennamen wird die DFB-Elf nun alles dafür tun, die Fans durch sportliche Erfolge wieder zu begeistern. Der Versuch, die Nationalmannschaft unter neuem Namen wieder beliebter zu machen, ging nach hinten los und wird den Funktionären beim DFB auch als Lehrstunde für zukünftige PR-Maßnahmen dienen.

Unsicherheit über die sportliche Leistungsfähigkeit der DFB-Elf

Trotz der jüngsten Erfolge in den Testspielen gegen starke Gegner stehen die hohen Erwartungen an die deutsche Nationalmannschaft vor der Heim-EM 2024 unter Vorbehalt. In den letzten großen Turnieren, darunter die enttäuschende WM 2018 und die Weltmeisterschaft 2022 in Katar, scheiterte das DFB-Team frühzeitig. Auch bei der letzten EM war bereits im Achtelfinale Endstation, was Zweifel an einer schnellen Rückkehr in die Weltspitze aufkommen lässt.

Die jüngsten Siege gegen Frankreich und die Niederlande mögen einen positiven Umschwung signalisieren, doch die langjährige erfolglose Phase hinterlässt ihre Spuren. Die DFB-Elf ist in der Bringschuld, wieder Begeisterung zu erzeugen und die Unterstützung der Fans zurückzugewinnen. Trotz des momentanen Aufschwungs bleibt abzuwarten, ob die deutsche Mannschaft die Erwartungen erfüllen und pünktlich zur Heim-EM zu alter Stärke zurückfinden kann.

Ungewöhnliche Art der Kadernominierung sorgt für unterschiedliche Reaktionen

Die Art und Weise, wie der DFB die Nominierungen für den eigenen Kader bekannt gegeben hat, sorgte bei den Fans für geteilte Meinungen. Während einige die ungewöhnliche Vorgehensweise als kreativ und unterstützenswert ansehen, empfinden andere diese spezielle Art als lächerlich. Die Spieler wurden nach und nach über Social Media bekanntgegeben und dabei wurde auf unkonventionelle Kanäle gesetzt, wie etwa ein Bäcker, der die Nominierung von Chris Führich über Social Media post veröffentlichte.

Die Veröffentlichung über verschiedene Medienkanäle, darunter auch soziale Medien, deutet darauf hin, dass der DFB versucht, bereits vor dem Start der EM eine Euphorie zu entfachen. Der DFB-Kader sieht folgendermaßen aus:

  • Manuel Neuer (Bayern München)
  • Marc-Andre ter Stegen (FC Barcelona)
  • Oliver Baumann (TSG Hoffenheim)
  • Alexander Nübel (VfB Stuttgart)
  • Waldemar Anton (VfB Stuttgart)
  • Benjamin Henrichs (RB Leipzig)
  • Joshua Kimmich (Bayern München)
  • Robin Koch (Eintracht Frankfurt)
  • Maximilian Mittelstädt (VfB Stuttgart)
  • David Raum (RB Leipzig)
  • Antonio Rüdiger (Real Madrid)
  • Nico Schlotterbeck (Borussia Dortmund)
  • Jonathan Tah (Bayer Leverkusen)
  • Robert Andrich (Bayer Leverkusen)
  • Chris Führich (VfB Stuttgart)
  • Pascal Groß (Brighton and Hove Albion)
  • Ilkay Gündogan (FC Barcelona)
  • Toni Kroos (Real Madrid)
  • Jamal Musiala (Bayern München)
  • Aleksandar Pavlovic (Bayern München)
  • Florian Wirtz (Bayer Leverkusen)
  • Maximilian Beier (TSG Hoffenheim)
  • Niclas Füllkrug (Borussia Dortmund)
  • Kai Havertz (FC Arsenal)
  • Thomas Müller (Bayern München)
  • Leroy Sane (Bayern München)
  • Deniz Undav (VfB Stuttgart)

Aufbruchstimmung und Teamgeist in der neuen DFB-Elf

Der Kader selbst sorgte dagegen fast ausschließlich für Zustimmung. So scheint die Kaderzusammenstellung für die bevorstehende EM unter Trainer Julian Nagelsmann nach dem Leistungsprinzip zu erfolgen – wie der DFB-Trainer es bereits in der vergangenen Länderspielpause angedeutet hatte. Die Entscheidung, den Kader hauptsächlich aufgrund von Leistung zu formen, scheint bereits zu einer positiven Atmosphäre und einem Gefühl der Einheit innerhalb des Teams zu führen.

Darüber hinaus berücksichtigte Nagelsmann bei seiner Auswahl nicht nur spielerische Fähigkeiten, sondern auch den Charakter der Spieler. Dabei setzt die DFB-Elf unter anderem auf Spielertypen, die durch ihren unermüdlichen Einsatzwillen auffallen. So präsentiert sich die deutsche Nationalmannschaft nun mit einer beeindruckenden Mischung aus Jahrhundert-Talenten wie Jamal Musiala und Florian Wirtz, etablierten Stars wie Leroy Sané sowie erfahrenen Spielern wie Rückkehrer Toni Kroos und Thomas Müller.

Gibt es eine Chance auf ein neues Sommermärchen?

Die Vielfalt an Spielertypen, gepaart mit einem positiven Mannschaftsgeist und wachsendem Selbstvertrauen, sorgt für zunehmende Hoffnung bei den Fans der deutschen Nationalmannschaft. Fans und DFB-Elf wollen gemeinsam eine erfolgreiche Heim-EM und bestenfalls ein erneutes Sommermärchen erleben. Die jüngsten Testspiel-Erfolge haben gezeigt, wie schnell die Atmosphäre hierzulande umschlagen kann. Es scheint so, als habe man mit Julian Nagelsmann zumindest den passenden Trainer für die Heim-EM gefunden, denn er ist beliebt und die letzten beiden Spiele geben ihm Recht.

Das Sommermärchen 2006 wird im folgenden Video zusammengefasst:

Mittlerweile haben viele Menschen wieder Lust auf die DFB-Elf. Ende des vergangenen Jahres galt das noch als nahezu undenkbar. Der Sommer steht kurz bevor und die Deutschen sind bereit für ein Fußballfest mit guter Stimmung, gutem Wetter und natürlich begeisterndem Fußball. Dank der aktuellen Aufbruchstimmung stehen die Chancen nicht schlecht, dass die deutsche Nationalmannschaft die Herzen der Fans pünktlich vor dem großen Turnier im eigenen Land tatsächlich zurückgewinnen kann – ähnlich wie 2006.

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