Einführung - Pressing im Fußball

Hast du schon eine eigene Pressing-Philosophie?

Mit freundlicher Erlaubnis von Ralf Peter wurde auf dem englischsprachigen Ableger von Soccerdrills, Soccerpilot.com, eine Artikelserie zum Thema „Pressing“ veröffentlicht. Der Einstieg ins Pressing wurde hier frei übersetzt und ggf. ergänzt.

Pressing ist nicht nur ein Thema im Profifußball. Viele Trainer im Breitenfußball scheuen sich davor, diese defensive Strategie ihren Mannschaften zu vermitteln. Generell kommt die Schulung erfolgreicher Abwehrarbeit im Training zu kurz, weil die theoretischen Grundlagen fehlen.

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Bevor du dich entscheidest, Pressing als Abwehrstrategie zu lehren, musst du eine eigene Philosophie entwickeln. Welche Strategie passt zu meinem Team, darum geht es in diesem Einstieg. Hat du dich entschieden, werden Trainingsinhalte angeboten, aber als Grundlage wird deine Philosophie benötigt.

Pressing - Kann meine Mannschaft das?

Im modernen Fußballspiel ist die Abwehrarbeit nicht nur eine Aufgabe für die Verteidiger. Der Grundsatz lautet: Geht der Ball verloren, soll das gesamte Team den Ball zurückgewinnen. Die Angriffsspieler übernehmen somit einen Teil der Verantwortung für eine erfolgreiche Abwehrarbeit.

Welche Aufgaben von den einzelnen Spielern übernommen werden, ist abhängig vom Spielsystem, der Philosophie des Trainers und welche Spielertypen verfügbar sind. Bei den Spielertypen, die ein erfolgreiches Pressing verhindern können, müssen wir deutlich unterscheiden. Es gibt die Spieler, die auf Grund ihrer fußballerischen Fähigkeiten nicht in der Lage sind, Pressing effektiv umzusetzen. Es gibt zum Beispiel Top-Angreifer, die 20 bis 30 Tore pro Saison erzielen, aber nicht gerne der Trainer-Philosophie folgen und wenig bis gar keine Defensivarbeit leisten. Dies bedeutet nicht, dass ein Top-Angreifer sich seiner Defensivaufgaben entziehen darf. Es ist jedoch zu beachten, dass man diesem Stürmer die Effektivität rauben kann.

Daraus wird deutlich, die Effektivität von Spielern wird durchs Pressing nicht zwangsläufig verbessert, es kann das Spiel auch erschweren. Eine immense Bedeutung hat dabei auch das Spielsystem des Gegners.

Die Trainer-Philosophie - Grundlegende Pressing-Strategien

Wie bereits erwähnt, sind die Spieleraufgaben beim Pressing abhängig von der Trainer-Philosophie. Für den Trainer ergeben sich folgende grundlegende Fragen:

  • Wie hoch sollte eine Mannschaft verteidigen?
  • Wo sollte die Mannschaft versuchen den Ball zu gewinnen?
  • Wie soll gepresst werden?
  • Soll die Mannschaft verteidigen, um den Ball aktiv zu gewinnen, oder sollte das Team Geduld haben und auf Fehler der gegnerischen Mannschaft zu warten?

Diese taktischen Verhaltensweisen haben Auswirkungen auf die gesamte defensive Spielstrategie. Das Spielsystem wird jedoch immer von Spielern, ihren individuellen Eigenschaften sowie ihren Stärken und Schwächen beeinflusst.

Das Spielsystem des Gegners ist ebenso wichtig. In welchen Bereichen sind Gegner kompakt? Wie füllen die Spieler ihre jeweiligen Rollen aus? Dies sind entscheidende Faktoren in Bezug auf defensive Strategien. Analysiere verschiedene Spielarten in Bezug auf eine team-taktischen Perspektive.

All dies ist die Entscheidung des Trainers.

Pressing definieren

Die häufigste Art der Verteidigung ist das Pressen. Beim Pressing geht es darum, in bestimmten Spielsituationen aktiv zu verteidigen und nicht nur zuzuschauen. Die Grundvoraussetzung für aktives Verteidigen ist das Schaffen von vielen 2 gegen 1-Situationen. Der ballführende Gegner wird ständig gedoppelt und massivem Druck ausgesetzt.

Angriffspressing, Mittelfeldpressing und Abwehrpressing

Eine Frage in der Trainer-Philosophie ist, wie hoch sollte verteidigt werden?

Dazu unterteilen wird das Spielfeld in drei Zonen. Wird bereits vor dem gegnerischen Tor gepresst oder tiefer in der gegnerischen Spielhälfte, sprechen wir vom Angriffspressing, manchmal auch Forechecking.

Beginnt das Pressing erst tief in der eigenen Hälfte, heißt dies Abwehrpressing. Die meistens angewendete Pressing-Art ist das Mittelfeldpressing. Das Mittelfeldpressing findet ca. 15 Meter in der gegnerischen und eigenen Spielfeldhälfte statt.

Mittelfeldpressing - Die gebräuchlichste Art des Pressens

Grafik A zeigt den Raum des Mittelfeldpressings, der je nach Trainer-Philosophie mehr auf das eigene oder das gegnerische Tor ausgerichtet werden kann.

Die verteidigende Mannschaft zieht sich vom gegnerischen Tor zurück. Der Torhüter kann den Ball ohne Druck abwerfen oder einen hohen Abstoß durchführen. Nur der vordere Angreifer kann bereits Druck auf den Ball ausüben und so den Abwurf/Abstoß auf eine bestimmte Seite lenken, um anschließend dort gezielt zu pressen.

Erreicht der Ball die Mittelfeldpressing-Zone werden die Verteidiger aktiv. Beim Ballbesitzer wird die Überzahl gesucht und ballnahe Gegenspieler werden zugestellt, um das Passspiel zu verhindern. Der Ballbesitzer soll nicht zur Ruhe kommen, kontrolliertes Passspiel wird nicht zugelassen. Ist der Ball erstmal erobert, wird blitzschnell umgeschaltet und der Gegenangriff gestartet.

Vor- und Nachteile der Mittelfeldpressings

Vorteile:

  • Die Verteidiger stehen defensiv, der Weg zum eigenen Tor ist nicht weit.
  • Kurze Distanz zum gegnerischen Tor bei Balleroberung.
  • Die Gegner können aktiv an die Seite gedrängt werden und das Herausspielen von Chancen wird minimiert.

Nachteile:

  • Durch das spielen von Diagonalbällen können gefährliche Spielsituationen entstehen.
  • Der gegnerische Spieler ist keinem konstanten Druck ausgesetzt. Er diktiert das Spiel durch Pässe außerhalb der Pressing-Zone in der eigenen Spielhälfte.

Angriffspressing - Der höchste Druck, aber auch Gefahr

Die Grafiken B und C zeigen das Angriffspressing in seiner Vorbereitungsphase und in seiner Endstufe. Zu erkennen ist auch der Raum, in dem Angriffspressing angewendet werden sollte.

Das Angriffspressing entwickelt sich aus dem Mittelfeldpressing. Die Grafik B zeigt, wie das verteidigende Team in der Mittelfeldpressing-Formation auf einen kurzen Pass oder den Abwurf/Abspiel des Torwarts lauert. Nach dem Pass schiebt das Team sofort nach oben und das Angriffspressing beginnt (Grafik C).

Der Passempfänger wird sofort unter Druck gesetzt. Je nach Spielsituation hat jeder Verteidiger eine feste Aufgabe. Sämtliche Anspielstationen um den Ballbesitzer herum müssen zugestellt sein, ein einfaches Passspiel ist nicht möglich.

Das Angriffspressing erfordert eine hohe Laufbereitschaft und ist deshalb nie über die komplette Spielzeit möglich. Gefahr lauert auch vom gegnerischen Torwart, der durch lang geschlagene Bälle die komplette Abwehr überspielen kann. Insbesondere die hinteren Verteidiger sollten solche Gefahren erkennen und rechtzeitig reagieren und trotzdem den Druck nach vorne nicht frühzeitig aufgeben.

Wird das Angriffspressing nicht aus dem Mittelfeldpressing eingeleitet, sondern sofort nach Ballverlust in gegnerischer Tornähe, handelt es sich um Gegenpressing. Dies ist eine Sonderform, die mit dem Angriffspressing in seiner Endstufe vergleichbar ist.

Vor- und Nachteile des Angriffspressings

Vorteile:

  • Wir haben fast überall eine aktive und keine passive Verteidigung.
  • Nach Balleroberung ist die Entfernung zum gegnerischen Tor kurz.

Nachteile:

  • Durch die hohe Verteidigung ist der Weg zum eigenen Tor sehr weit.
  • Es ist immer schwieriger, einen großen als kleinen Raum zu verteidigen.
  • Lange Bälle hinter die Abwehr können zu gefährlichen Situationen werden.
  • Schlechtes taktisches Verhalten von nur einem Spieler ist schwieriger zu kompensieren als bei anderen Abwehrstrategien.

Abwehrpressing - Passivste Variante des Pressings

In der Grafik D ist der abzudeckende Raum beim Abwehrpressing zu erkennen. Das gesamte verteidigende Team ist in seiner eigenen Hälfte positioniert, steht kompakt in tornähe.

Die hintere Verteidigungsreihe befindet sich ca. 20 bis 22 Meter vor dem eigenen Tor und sichert ab. Die gegnerische Mannschaft kann die komplette eigene Hälfte zum Passspiel ohne Druck nutzen. Wie bereits beim Mittelfeldpressing, kann ein Angriffsspieler der verteidigenden Mannschaft versuchen, das Spielgeschehen auf eine Spielfeldseite zu lenken.

Das Abwehrpressing ermöglicht Ruhepausen, denn die Spieler müssen sich lediglich über kurze Distanzen zum Ball verschieben.

Vorteile:

  • Ideale Kompaktheit, die Räume für den Gegner in der Angriffszone sind eng.
  • Nur sehr spielstarke Mannschaften werden Pässe durch die engen Maschen der Abwehr spielen können.
  • Der Gegner ist sehr weit aufgerückt, bei Balleroberung sind Konter möglich.

Nachteile:

  • Die Abwehr ist passiv und regiert nur auf das angreifende Team.
  • Bei Ballverlust im Angriff ist der Weg nach hinten sehr weit, besonders für die Angriffsspieler.
  • Weite und hohe Bälle in den Strafraum ermöglichen den „Zweiten Ball“. Dieser muss gewonnen werden, ansonsten droht Gefahr.

Fazit:

Die Grundlagen des Pressings sind jetzt bekannt. Wahrscheinlich sind dir beim Lesen des Artikels bereits einige Spieler durch den Kopf gegangen, die für bestimmte Situation geeignet oder ungeeignet sind. Es liegt jetzt an dir, die richtige Strategie zu entwickeln.

Uwe Bluhm

Artikel von Ralf Peter auf Soccerdrills.de:

Das Spiel schreibt die besten Trainingsformen - Spielnahes Taktiktraining – Verbesserung des Abwehrverhaltens

Medien zum Thema:

DFB-Buch - Verteidigen mit System (Ralf Peter)
DFB-Heft - Den Zweikampf suchen und gewinnen
DVD - Aktuelle Trends des Abwehrens im Raum (Ralf Peter)
DVD - Variable Pressing-Strategien (Ralf Peter)
DVD - Pressing und Gegenpressing (Ralf Peter)
DVD - Pressing richtig trainieren (Manuel Baum)

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