Quälix hat ausgedient - Die Alten werden ausgewechselt

Neue Trainer braucht das Land

Die Zeiten ändern sich und das ist gut so. Moderne Trainingsmethoden halten Einzug in den Fußball. Immer mehr Trainer vom "alten Schlag" werden bei der Coachsuche nicht mehr berücksichtigt. Die Anforderung in der Ausbildung sind verschärft worden. Jetzt noch mehr Mut und wir werden bald wieder mehr Deutsche Trainer in den oberen Spielklassen sehen.

Es tut sich was in den höchsten Deutschen Spielklassen. Schaut man sich die Namen der Trainer an, finden immer mehr Vertreter der neuen Generation ihren Platz bei den Clubs, die mit modernen Trainingsstrukturen vertraut sind.

Ein Sommermärchen für die Zukunft

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Diesen Sinneswandel haben wir auch der WM 2006 zu verdanken. Um das an Namen festzumachen: Klinsmann, Löw und das dazugehörige Team haben durch den Erfolg einen Schritt in die richtige Richtung eingeleitet und viele Kritiker mussten verstummen. Ob die Veränderung auch ohne WM sich so schnell stattgefunden hätte, darüber kann nur spekuliert werden. In der erfolglosen Zeit vor 2006 wurde von den Kritikern teilweise unter der Gürtellinie argumentiert, aber hinterher haben es wieder fast alle gewusst und eigentlich waren die aufgezeigten Methoden längst bekannt und gehörten zum Trainingsalltag. Keiner gab mehr zu, dass bestimmte Trainingsabläufe bei der Nationalmannschaft ins lächerliche gezogen wurden. Spezielles Motivations-, Fitness- und Mentaltraining war doch nur etwas für Weicheier, aber nichts für Fußballer. Nach dem Erfolg begann Fußballdeutschland darüber nachzudenken, ob es nicht doch sinnvoll wäre, die praktizierte Trainingslehre etwas kritischer zu betrachten. So konnte Löw den Finger in die Wunde des Vereinstrainings legen und teilweise heftige Kritik an den Zuständen äußern. Diskussionen zwischen den Vereinsverantwortlichen und Löw waren die Folge, nicht immer objektiv, aber es wurde geredet. Ein reinigendes Gewitter, welches ohne WM 2006 nicht möglich gewesen wäre. Eine starke, erfolgreiche Position schaftt Raum für klare Worte und Forderungen. Die Kritik hört auch jetzt nicht auf und führt immer wieder zu heftigen Kontroversen zwischen den Vereinen und dem DFB (Löw). Es dauerte lange, bis die Deutsche Fußballwelt erkannte, dass es nicht darauf ankommt einen Marathonlauf zu gewinnen, oder Medizinbälle immer wieder Treppen rauf und runter zu tragen. Vorbei sollte die Zeit sein, wo Fußballer vor Kraft kaum noch laufen konnten und bei einem Sprint auf den ersten 10 Metern der internationalen Konkurrenz zwei Meter hinterherliefen.

Athletisch immer gut ausgebildet und ohne Ball unschlagbar, aber der gehört zum Spiel leider dazu. Fußball inklusive Saisonvorbereitung ist nicht nur Quälerei, Fußball ist Spaß am Spiel und am Umgang mit dem Ball, auch bei den Profis. Vielen Vereinen fehlte oder fehlt nur der Mut, neue Dinge auszuprobieren, zu groß ist der kurzfristige Erfolgsdruck und damit die Angst vor Misserfolg. 

Buddhas und andere Irrtümer

Spitzenclubs in Europa haben es vorgemacht und auch Klinsmann mit seinen Bayern gehörte dazu. Leider wurde er nur auf Buddhas reduziert, weil dies medienwirksamer ist, als sich mit den Inhalten zu beschäftigen. In Zeiten, wo moderne Crosstrainer und Kraftstationen selbst den privaten Fitnessbereich erobern, sollte sich der Fußball nicht mehr altertümlichen Trainingsmethoden unterwerfen.
Die Anforderungen an die körperlichen Fitness und die umfassenden psychologischen Betreuung, sind keine Klinsi-Erfindung, sondern heutige Erfolgsgrundlagen in der Weltklasse, nicht nur beim Fußball. Ob er derjenige ist, der Spielern das vermitteln kann, darüber kann man streiten. Um das in Schulnoten auszudrücken: Theorie = gut, Praxis = mangelhaft. Trainer vom alten Schlag, wie zum Beispiel Lorant, werden zwischenzeitlich bei der Trainerwahl kaum noch berücksichtigt, nur Ausnahmen bleiben uns erhalten. Magath ist ein gutes Beispiel und ob Erfolge dieser Trainer der Entwicklung im Deutschen Fußball wirklich helfen, kann jeder für sich beurteilen. Selbst Magath hat, so sieht es jedenfalls aus, ein Umdenken hinter sich. Der "Quälix" der er einmal war, ist er heute nicht mehr, jedenfalls nicht so extrem. Mit "alter Schlag" ist übrigens nicht das Lebensalter des Trainers, sondern die Trainingsmethodik gemeint. Seit Jahren überfällig war die "Ausbildungsreform" für Traineranwärter, denn international hing Deutschland der Entwicklung hinterher. Dies betraf insbesondere die inhaltliche Ausbildung, wo häufig ehemaligen Aktiven die Trainerscheine praktisch hinterhergeworfen wurden. Diese praktizierten dann das in den Vereinen, was sie aus ihrer aktiven Laufbahn kannten und eine Weiterentwicklung fand nicht statt. Zwischenzeitlich wurden die Anforderungen zum Erwerb der Trainerlizenzen erheblich angezogen und das ist gut so. Leider wird es noch einige Jahre dauern, bis auch wieder deutsche Coaches stärker in den oberen Ligen berücksichtigt werden. Schaut man sich die Nationalitäten der unter Vertrag stehenden Trainer in den höheren Ligen an, ist der Anteil der Trainer aus dem Ausland enorm hoch. Dies ist natürlich kein Zufall. Die Ausbildung, insbesondere in Holland, Frankreich, Spanien und Italien, ist schon seit Jahren an die Anforderungen des modernen Fußballs angepasst worden. Jetzt gilt es den Rückstand schnellstmöglich aufzuholen und nicht nur das:
wer sich jetzt ausruht und meint, es ist alles getan für die Zukunft, verfällt genauso in den Stillstand wie in den vielen Jahren zuvor. Stillstand ist Rückschritt und es bleibt zu hoffen, dass trotz kurzfristiger Erfolge eine ständige Weiterentwicklung in den Ausbildungsinhalten für Trainer stattfindet.

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