Das große Geschäft mit den Kindern - Kinderfußball Transfermarkt!

"Gute Jugendarbeit" hat auch seine Schattenseiten

Wir beschreiben die "tolle Jugendarbeit" bei internationalen Topclubs einmal anders. Je stärker wir uns mit diesem Thema befassten, umso mehr wurde klar: so kann und darf es nicht weitergehen. FIFA-Präsident Sepp Blatter: "Fußball ist ein Monster geworden."

Quellen: Wikipedia, Tagesschau.de, Spiegel-Online, Süddeutsche, Tagesspiegel und viele andere Medien. Teilweise wurden Textpassagen übernommen.

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1. Einleitung

Nachdem Marcel Reif die hervorragende Jugendarbeit des FC Barcelona am 08.04.09 im Spiel gegen Bayern München lobte, möchte ich hier einen kleinen Denkanstoß geben, was Jugendarbeit im internationalen Fußball bedeuten kann. Damit meine ich nicht den FC Barcelona, oder sagen wir mal so: nicht nur. Es gibt ein ernstes Problem, mit dem sich die Uefa und die Fifa intensiv beschäftigen. In den Medien hört man davon nichts oder wenig, dass Internet ist voll mit Fallbeispielen. Warum das so ist, kann nur vermutet werden.

2. Die Kehrseite der Medaille

Es geht um talentierte Kinder und Jugendliche im Fußball und "die Chance der Armut zu entkommen", andere nennen es "Kinderhandel". Ich schreibe hier zwar auch über die, die es geschafft haben, aber wo sind die vielen anderen Kinder geblieben? Es gibt eine Vielzahl von Einzelschicksalen, die im Netz veröffentlicht wurden. Ich verzichte bewusst auf eine ausführliche Darstellung, um diesen Text übersichtlicher zu halten. Damit ich nicht verdächtigt werde, mir dies alles ausgedacht zu haben, möchte ich vorab Stimmen wiedergeben, die dem Fußball bestimmt nicht schaden wollen.

FIFA-Präsident Sepp Blatter: "Fußball ist ein Monster geworden." Blatter ging noch weiter und sprach von Sklaverei auf hohem Niveau und Kinderhandel bei den Spielerverträgen.

Platini (Uefa-Präsident) sprach im Februar 2009 vor dem Europäischen Parlament: "Ein Kind zu bezahlen, damit es gegen einen Ball tritt, unterscheidet sich kaum davon, ein Kind zu bezahlen, am Fließband zu arbeiten. In beiden Fällen handelt es sich um die Ausbeutung von Minderjährigen. Und wenn man ein Kind oder seine Eltern dafür bezahlt, dass es einen Ozean überquert, es kulturell entwurzelt, es seiner wichtigen Bezugspersonen beraubt, dann nenne ich das Kinderhandel. Wir haben es hier mit einer Art von sportlicher Zuhälterei zu tun!"

 3. Der Kampf gegen den Talentmarkt

Bereits im Jahr 2000 forderte die Uefa (Markus Studer, stellvertretender Uefa-Generaldirektor):

  • Wir machen uns große Sorgen über die Art, wie junge Spieler transferiert werden.
  • Die Uefa fordert, die Altersgrenze bei internationalen Transfers auf 18 Jahre anzuheben.
  • Sollte dieser Antrag nicht durchzusetzen sein, müssten Transfers von Jugendlichen wenigstens an bestimmte Bedingungen geknüpft werden. Ein Verein muss sich vertraglich verpflichten, für die schulische Ausbildung des Spielers zu sorgen und auch im Falle einer Verletzung seinen Pflichten nachkommen.
  • Gerade in Italien wurden viele junge Afrikaner mit großen Versprechungen ins Land gelockt (ca.5600). Setzen sie sich nicht durch, gibt es ein Desaster. Der italienische Senat hat deshalb kürzlich ein Gesetz verabschiedet, das den Handel skrupelloser Agenten mit jungen Talenten verhindern soll. "Wir werden den Menschenhandel unterbinden", versprach Karl-Heinz Rummenigge als G-14-Mitglied (Organisation der großen Clubs in Europa) damals der Uefa.

Im Mai 2009 kritisierte Rummenigge Arsene Wenger (Trainer Arsenal London) mit den Worten: "Ein Arsene Wenger holt offenbar jedes Jahr Heerscharen von Spielern aus Frankreich und sonst woher. Dieser Art von Kinderhandel gilt es Einhalt zu gebieten. Das hat inzwischen ja Ausmaße angenommen, da ist das Wort Kidnapping nicht mehr weit". Die FIFA untersagt das Abwerben von "Rohdiamanten", aber die Clubs halten sich nicht wirklich daran.

Das spanische Sportblatt As sieht in solchen Transfers eine "Art von fußballerischer Pädophilie". Die FIFA hat in ihren Schutzbestimmungen den Kinderhandel unterbunden. Ein minderjähriger Spieler darf nur in ein anderes Land wechseln, wenn der Umzug nichts mit Fußball zu tun hat. Die Vereine besorgen dann den Eltern Arbeitsplätze und umgehen so relativ leicht diese Bestimmung.

Aber meistens wird es nichts, mit der Entwicklung zum Fußballstar bei Kindern. Ohne Elternhaus und in einem fremden Land, ist der sportliche Werdegang zum Scheitern verurteilt. Viele schaffen es gar nicht soweit, weil das Talent nicht ausreicht. Sie verenden dann häufig auf europäischen Straßen, oder werden kriminell. Es gibt unzählige Beispiele und auch in Deutschland bemüht man sich kräftig um junge Talente, oder einige Kinder gehen in jungen Jahren ins Ausland. Uns bleiben nur die Namen von den Kindern aus Deutschland, die es geschafft haben wie: Sebastian Kneißl, Thomas Hitzlsperger, Robert Huth und Moritz Volz, um nur eine kleine Auswahl zu nennen.

Mario Pokar ist ein weiteres Beispiel. Im Sommer 2006 verließ der 16-Jährige Eintracht Frankfurt und ging wegen der besseren Ausbildung zu den Blackburn Rovers nach England. Drei Monate später war er zurück in Hessen. Die Versprechen im Zusammenhang mit der schulischen Ausbildung wurden nicht eingehalten.

Schalke 04 griff im Sommer 2007 zu, als der Klub den 13-jährigen Nikon Jevtic im Paket mit dessen älteren, erziehungsberechtigten Bruder lockte.

Der FC Barcelona etwa buhlte um Muhammed Demirci. Der Junge spielt bei Besiktas Istanbul, gilt in der Türkei als "das größte Talent aller Zeiten" - und war erst zwölf Jahre alt. Drei Millionen Euro sollte Demirci kosten.

Fast keine Saison vergeht, ohne dass ein Minderjähriger zum neuen Maradona ausgerufen wird, der für Millionen von einem Klub zum anderen, von einem Land ins nächste transferiert wird. Von den meisten allerdings ist irgendwann auf dem Fußballplatz nichts mehr zu sehn. Wer weiß schon sicher, welche Entwicklung ein Kind nimmt? Und es könnte noch schlimmer sein, wie ein Norwegisches Sachbuch belegt. Wer sich das wirklich antun möchte, kann hier kurze Fakten aus dem Inhalt nachlesen: Sportswire.de (Leider wurde der Artikel zwischenzeitlich entfernt / 06.03.2013)

Folgende Zahlen wurden 2005 veröffentlicht (Quelle: http://www.sportpaedagogik.ch/download/Fachdidaktik/Vortrag.pdf).

Fakten und Zahlen in Europa, ohne Berücksichtigung der Dunkelziffer und nur einige Länder wurden beispielhaft erfasst.

Anzahl minderjähriger afrikanischer Fußballer, die auf der Straße illegal und versteckt leben müssen:

Italien: ca. 3000 Jugendliche
Belgien: ca. 1000 Jugendliche
Türkei: ca. 200-300 Jugendliche
Deutschland, Holland, Frankreich, Portugal, Spanien: ca. 1500 Jugendliche

 4. Fallbeispiel Brasilien

Brasilien ist das Land mit den meisten Fußballtalenten und deshalb für den Kinderhandel besonders anfällig. Geschäftsleute suchen gezielt nach jungen Talenten, die Methoden sind dabei sehr zweifelhaft. Es geht ums Geld, man nennt das dann "Ausbildungsvergütung". Barcelona hat mit derartigen Manövern Erfahrung. Das Beispiel gehört zwar nicht nach Brasilien, aber lässt sich auf andere Spieler übertragen. Argentiniens Lionel Messi kam mit 13 zusammen mit seinem Vater. Grund für den Wohnortwechsel: in Argentinien waren die Behandlungskosten für Messis Wachstumsprobleme nicht aufzubringen. Barca bezahlte gerne die ca. 700 € monatlichen Behandlungskosten. Er hat es geschafft, der Armut zu entkommen, aber was wäre gewesen, wenn?

Schätzungsweise werden in Brasilien jährlich 100 Millionen Euro mit dem Handel von Kindern und Jugendlichen als Fußballer verdient. Das Volumen ist ca. doppelt so hoch wie beim Kaffeehandel.

Der Name Carlos Roberto dürfte einigen Lesern noch bekannt sein. Er hat bis zu hundert "Talente" unter Vertrag und alle stammen aus armen Verhältnissen. Damit hat Carlos die Rechte an den Kindern. Carlos: "Zuerst säen wir, dann ernten wir und schließlich verkaufen wir unser Produkt auf dem Markt. Direkt auf den Tisch des Verbrauchers. Unser Hauptabsatzmarkt ist Europa." Die Kinder werden in einem "Aufzuchtprogramm" gefördert. Es gibt viele solcher "Fußballschulen" in Brasilien.
Sportjournalist Dalmo Pessoa: "Das Königreich, also der europäische Fußball, zwingt uns, einen Rohstoff von höchster Qualität zu liefern. Und dafür zahlt uns dieses "Königreich" soviel, wie es ihm passt." Noch ein letztes Beispiel:

Die Fußballschule in Mirassol, eine neue Heimat für talentierte Kinder. Hier im Bundesstaat Sao Paulo wurden früher Bäume geholzt, später Gold gewaschen, dann Rinder gezüchtet - und jetzt Torjäger. Mit wöchentlichem Taschengeld und vier Mahlzeiten am Tag fühlen sich die Kids in der ländlichen Tristesse bereits auf der Sonnenseite des Lebens. Doch fußballerisch gesehen befinden sich die Superstars in spe hier in der zweiten Regionalliga. Eine Scheinwelt, in der Hoffnungen geweckt werden, die nie in Erfüllung gehen.

Arm und minderjährig - aber Geschäft ist Geschäft und wer nicht zu verkaufen ist, wird abserviert und dies ist die Masse der talentierten Kinder. Hast Du Kinder? Was würdest Du machen, wenn Barcelona anruft?

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