Die ganz besondere Welt des Kinderfußballs

Nicht wegducken .... werde glücklich als Kinderfußballtrainer

Ein Erfahrungsbericht eines Kinderfußballtrainers, der ungenannt bleiben möchte. Moment legt er eine kleine Pause ein, wir sind uns aber sicher .... er kommt davon nicht los

Nicht wegducken .... werde glücklich als Kinderfußballtrainer

Nachdem ich mich im entscheidenden Moment nicht mehr schnell wegducken konnte, wurde ich mit kräftigem Händedruck und freudigem Gesichtsausdruck vom Präsi in mein neues, zu diesem Zeitpunkt völlig unerwartetes Amt als Kinderfußballtrainer eingeführt:

5 Erimabälle – Teamsportbedarf.de

„Du hast doch schon Jugend- und Herren trainiert, da sind doch Minis 'nen Klacks für dich.“ Er hatte gnadenlos die Chance genutzt, dass ich meine Deckung vernachlässigt hatte und ich höre mich noch „Ja“ sagen.

Flora und Fauna auf einem Fußballfeld

Gesagt, getan. Die ersten Trainingseinheiten waren dann auch konditionell und koordinativ sehr fordernd..... für mich!

Von einem gestrauchelten Mini-Fußballhelden zum nächsten, um ihn wieder auf die Beine zu helfen. Pro Trainingseinheit gefühlte 100x Schuhe zubinden .... mein Rücken wurde dadurch auch nicht besser.

Zwischendurch präsentierten einige Spieler mit stolzgeschwellter Brust ihre gepflückten Blümchensträuße. Mir war früher nie aufgefallen, wie unglaublich vielfältig Flora und Fauna auf einem Fußballfeld sein kann.

Kaum für den Strauß gelobt, setzte ich zum Sprint in Richtung vereinseigenen Spielplatz an. Ein Spieler hatte unter dem Jubel der Mitspieler zum Erklimmen des Kletterturmes angesetzt. Dann hatte ich die Reinhold Messner-Nachwuchskraft wieder auf dem Feld und schon ertönte von anderer Seite ein lautes Schluchzen....Ball an den Kopf tut weh.

Neben dem Spielplatz erwies sich ein nahegelegener Sportflugplatz als hartnäckiger Konkurrent. So wurde aber gleichzeitig die Nackenmuskulatur der Kinder trainiert.

Doch auch hier hat irgendwann der Fußball gesiegt!

Doch auch hier hat irgendwann der Fußball gesiegt! Nach dem Training dann die obligatorische Frage der abholenden Eltern: „Wie siehst du denn aus ? Hast du mitgespielt ?“ Danke der Nachfrage, dem Trainer geht es übrigens gut.

Die Jahre vergingen und aus Minis wurden F-linge, dann E und jetzt sind alle schon in der D. Ich habe mich in dieser Zeit auf jedes einzelne Training mit ihnen gefreut, dies nie als Last empfunden und die Eltern haben mich unterstützt wo es nur ging. Selbst wenn ich ihre Kinder in der Ferienzeit für ein mehrtägiges Trainingscamp in Beschlag genommen habe, hat nie jemand gemault.

Ganz im Gegenteil, in dieser Zeit habe ich auch viele Trainerkollegen kennengelernt, mit denen ich immer noch in Verbindung stehe. Da ist dann schnell mal ein Freundschaftspiel oder auch ganzes Turnier ausgemacht.

Rückblickend eine sehr schöne Zeit und ich habe ebenfalls eine Menge gelernt. Die Erfahrungswerte möchte ich nicht mehr missen. Wenn heute mein Präsi nochmal auf mich zukommen würde und mich fragen würde, ob ich eine Minis übernehmen kann, würde ich ihm sagen: Trainieren ja! Bei Spielen oder Turnieren betreut sie aber jemand anders, denn auf diese Erfahrungen habe ich keinen Bock mehr!!

Es ist doch nur ein Spiel

Hätte man mir vorher erzählt, wie erwachsene Menschen sich bei einem Kinderfußballspiel aufführen können, ich hätte es nicht geglaubt. Ich habe Leute mit hochrotem Kopf am Rand gesehen, die keinen Spielzug unkommentiert ließen.

Auch leise Ermahnungen von anderen Eltern am Rand halfen da gar nichts. Ganz im Gegenteil, Ich habe Betreuer gesehen, die ihre Spieler ( zur der Zeit F-linge ) nach dem Spiel so zusammengefaltet haben, dass anschließend zwei Kinder weinten.

Ich habe diverse Male von F – E Diskussionen über Schiedsrichterentscheidungen mit anhören müssen. Da waren 14jährige Jungschiedsrichter bei Hallenrunden, die ihren Samstag geopfert haben um Kinderfußballspiele zu leiten. Ganz toll, wenn dann Betreuer am Rand oder einige wenige Zuschauer auf den Rängen jede Entscheidung lautstark kommentieren. Ich habe keine Ahnung, ob diese Jungs heute noch pfeifen. Sie hätten mein vollstes Verständnis, wenn sie sich das nicht mehr antun.

Oft habe ich Kinder gesehen die größtenteils am Rand gesessen haben, weil es ja ein "ach so wichtiges Spiel" war und um "ach so wichtige Punkte" ging. Und und und... die Aufzählung ließe sich weiterführen.

Die Turniere jedoch, an denen wir teilnahmen, habe ich immer nur positiv erlebt. Da gab es diese Auswüchse nicht. Da war wohl der „Druck“ nicht so hoch ?!

Es gibt den Spruch im Fußball:
"Es ist doch nur ein Spiel." - Den sollte man auch im Kinderfußball beherzigen!

Denkt dran, es sind Kinder und die wollen nur (ungestört) Fußball spielen!

Jetzt mache ich eine Trainerpause, aber irgendetwas fehlt, es ist nicht unbedingt der Fußball ... ist es das Lächeln der vielen Kinder?

©Martin Schemm | pixelio.de