Abwechslungsreiches Training

Training mal anders

Nichts ist wichtiger, als das Fußballtraining nach den Regeln der Optimalen Trainingsplanung und Gestaltung (Kinder- und Jugendfußball) aufzubauen.

Aber, reicht das in der Praxis wirklich aus? Nein!

Es ist ungenügend, wenn Du es nicht schaffst Dein Training abwechslungsreich und interessant zu gestalten. Immer der gleiche Ablauf und ständige Übungswiederholungen werden die Trainingsbeteiligung sehr schnell schrumpfen lassen. Schlimmstenfalls geht der Spaß am Fußballspielen im Verein verloren.

Bedenke aber, dass gerade Kinder Wiederholungen und Regeln benötigen. Kinder lieben Rituale, sie mögen aber auch Überraschungen. Deshalb plane Dein Training sorgfältig und prüfe die Inhalte immer wieder kritisch.

Aber wie ist es möglich, ein abwechslungsreiches Training anzubieten, ohne seine Ausbildungsziele zu vernachlässigen? Wo kann ich variieren?

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Stellen wir doch einfach einmal jeden einzelnen Punkt in Frage, denn sämtliche Faktoren können abwechslungsreich gestaltet werden. Bei einigen ist es einfacher zu variieren, bei anderen schwerer.
Verstehe mich bitte nicht falsch: Abwechslungsreiches Training bedeutet nicht, jede Woche besondere Dinge zu planen. Bei den Beispielen "Uhrzeit" und "Ort" genügend es vollkommen, sich ein- bis zweimal pro Saison etwas Besonderes auszudenken.

1. Uhrzeit

Beginnen wir mit der Uhrzeit. Das Training startet immer zur gleichen Uhrzeit und die zur Verfügung stehende Zeit ist immer genormt. Hier würde ich nur selten etwas ändern, weil dies sämtlichen Beteiligten (Trainer, Verein, Eltern, Spieler/innen) nur organisatorische Probleme bereitet.

Wie wäre es aber zum Beispiel mit einem Wochenendtraining oder Sondertraining für einzelne Spieler/innen, vor oder nach dem Training? Im Kinder- und Jugendfußball nicht als Strafe(!), sondern als Belohnung, oder einfach um Defizite im Leistungsvermögen auszugleichen. Auch eine Extratrainingszeit mit besonders ausgefallenen Übungen oder Spielen, kommt besonders bei Kindern und Jugendlichen gut an. Die Neugier auf das Training wird für eine hohe Trainingsbeteiligung sorgen.

2. Ort

Im Bezug zur Zeit steht immer der Trainingsort. Es muss nicht nur der Vereinssportplatz sein. Riesigen Spaß macht es, ein Training an den Strand, auf den Bolzplatz, in den Wald oder ins Schwimmbad zu verlegen.

Voraussetzung ist, dass Du die rechtlichen und versicherungstechnischen Probleme die entstehen können vorher klärst.

Die Trainingsziele können auch an diesen Orten weiter verfolgt werden. Koordinations- oder Technikübungen lassen sich überall durchführen. Bei den Senioren/innen ist zum Beispiel eine Konditionseinheit planbar.

Lasse einfach Deiner Fantasie freien Lauf. Pylonen, Reifen, Stangen oder eine Koordinationsleiter können an jedem Ort als Hilfen eingesetzt werden. In der Natur gibt es viele natürliche Hilfsmittel, um ein interessantes Training zu gestalten. Du musst es nur gut planen und den ausgewählten Ort vorher inspizieren, um keine bösen Überraschungen zu erleben.

Ein Tipp: Verlegst Du den Ort des Trainings mit einer Kindermannschaft, suche einen Platz, wo sich viele andere Kinder aufhalten. Durch das geschickte Auswählen des Trainingsortes lassen sich manchmal neue Kinder für das Team gewinnen.

3. Witterungsverhältnisse

Das Wetter bereitet in unseren Breitengraden bei der Trainingsgestaltung oft Schwierigkeiten.

Training soll grundsätzlich nie ausfallen, deshalb bereite Dich immer auf eine Theorieeinheit vor. In vielen Vereinen ist es möglich, sich mit dem Team in einem Raum zurückzuziehen. Ein Coach-Board gehört zur Standartausrüstung und sollte jedem Trainer zur Verfügung stehen.

Nutze die Zeit auch, um Gruppengespräche zu führen und Ideen zu sammeln. Im Kinder- und Jugendbereich bietet es sich bei extremer Wetterlage an, Kommunikationsspiele oder Gesellschaftsspiele durchzuführen, die fördern dann immerhin das Teambuilding. Kinder können auch ihr Lieblingsgesellschaftsspiel mitbringen und dann wird in kleinen Gruppen gespielt. Solche Maßnahmen bewirken oft mehr, als ein "normales" Training. Keinesfalls solltest Du bei witterungsbedingten Indoor-Tätigkeiten Langeweile aufkommen lassen. Dein Team muss sich freuen, auch bei schlechtem Wetter beim Training zu erscheinen.

Und auch hier gilt: Mit ein bisschen Fantasie lassen sich zum Beispiel der Rasensprenger oder Schneemänner ins Training einbauen.

4. Trainingsbeteiligung

Etwas Erfahrung oder eine sehr gute Vorbereitung gehört schon dazu, sein Training kurzfristig auf eine ungewöhnliche Trainingsbeteiligung umzustellen.

Jeder kennt das: Du hast Dich vorbereitet und plötzlich sind mehr oder weniger Spieler/innen zum Training erschienen, als Du eingeplant hast. Bevor Du durch Dein Training stolperst, solltest Du die Trainingseinheit auf die ungewöhnliche Beteiligung umstellen. Auch hier gilt der Grundsatz: Kein Training fällt aus. Ist die Trainingsbeteiligung unerwartet hoch, bilde kleine Gruppen, führe Wettkämpfe durch oder, falls Dir nichts einfällt, spiele ein Turnier.

Beispiele:

Ist die Trainingsbeteiligung unerwartet niedrig, empfehle ich ein reines Spaßtraining. Dies spricht sich im Team herum und gerade Kinder und Jugendliche werden versuchen, kein Training mehr zu versäumen. Die Spieler/innen sollen sich ruhig ärgern, dieses Training verpasst zu haben. Die Situation lässt sich außerdem, insbesondere bei den Senioren/innen, hervorragend zum Einzeltraining nutzen.

Beispiele:

5. Trainingsinhalt (Vorbereitung, Hauptteil, Abschluss)

Die einfachste Möglichkeit ein abwechslungsreiches Programm zu gestalten, bietet der Trainingsinhalt.
Es ist nicht nur langweilig Übungen immer wieder zu wiederholen, es ist auch schädlich.

Bernhard Peters (Berater DFB und Sportdirektor in Hoffenheim) sagte dazu: "... Ein ganz wichtiges Trainingsprinzip für Erfolg ist aber Variation. Wenn ich immer die gleiche Übungsform praktiziere, also am Mittwoch von drei bis halb vier Torschusstraining mit den drei immer gleichen Varianten, darf ich mich nicht wundern, wie am Wochenende gespielt wird....".

Peters bezog sich in seiner Aussage übrigens auf das Erwachsenentraining. Ein abwechslungsreiches Training bringt nicht nur mehr Spaß, sondern auch eine größere fußballerische Qualität. Dies gilt für jedes Alter!

Als Beispiel nehmen wir das Thema "Passen". Es gibt unzählige Übungen die Du, angepasst an den Leistungsstand Deines Teams, auswählen kannst. So könntest Du jahrelang das Passen trainieren, ohne eine Übung wiederholen zu müssen. Dies ist sicherlich nur Theorie, weil es Übungen gibt, die sich als besonders effektiv herausstellen und deshalb häufiger durchgeführt werden, aber denke darüber nach, ob sich Deine Standardübungen nicht variieren lassen. Du kannst mehr Bälle oder zusätzliche Hindernisse in eine Übung einbauen und schon bringst Du Abwechslung in den Fußballtrainingsalltag.

Im Kindertraining ist es besonders wichtig, Übungen nicht einfach als "Training" anzubieten. Zu jeder Einheit kann man sich eine gute, kindgerechte Geschichte ausdenken, die Spannung in jede Übung bringt. Cowboys, Indianer, Ritter, Polizei, Feuerwehr und andere Abenteuer lassen fast jede Übung zum Highlight werden. Der Ball kann zum Beispiel ein Schatz, eine Kanonenkugel oder ein Tier sein. Diese Geschichten prägen sich bei den Kindern ein und die Übungen lassen sich immer leicht wiederholen.

Beispiele:

6. Trainingshilfen

Die gute Möglichkeit, Abwechslung in den Trainingsalltag zu bringen, ist der geschickte Einsatz von Trainingshilfen. Je mehr Material Dir Dein Verein zur Verfügung stellt, desto besser. Interessant wird es, wenn Du ungewöhnliche Gegenstände als Hilfsmittel einsetzt oder beim Aufbau besondere Akzente setzt.

Bei den Senioren/innen erfolgt die Umsetzung durch den umfangreichen Einsatz von Trainingshilfen. Im Kinderfußball unterstützen gute, fantasievolle Übungsaufbauten das Training.

Beispiele:

7. Trainer/in

Es muss nicht immer der/die eigene Trainer/in das Training leiten. Ein neues Gesicht, spezialisiert auf bestimmte Trainingsinhalte sorgt für frischen Wind. Vielleicht kennst Du einen Fitnesstrainer, oder ein anderer Trainer Deines Vereins übernimmt zum Beispiel das Torwarttraining oder Techniktraining. Die Ankündigung einer besonderen Trainingseinheit sorgt für rege Beteiligung. Als Gegenleistung übernehme das Training eines anderen Teams. Ein- oder zweimal pro Saison eine andere Person und schon bist Du ein Stück weiter auf dem Weg, Dein Training interessant zu gestalten.

Wenn der Tag kommt, an dem Deine Spieler/innen unbedingt zum Training wollen, weil sie nichts verpassen möchten, dann hast Du es geschafft.

Ein Training zu gestalten ist eine Sache, ein Training abwechslungsreich zu gestalten ist wesentlich schwieriger und aufwendiger. Es bedeutet zusätzlichen Zeitaufwand, den viele nicht leisten können. Ich wollte mit diesem Text auch nur Denkanstöße geben, was möglich sein kann, entscheide selbst.

Uwe Bluhm

Ausbildungskonzepte

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